Clara und Robert Schumann als Gäste in Lützschena

 

Etwa 70 Personen folgten der Einladung des Robert- und Clara-Schumann-Vereins Leipzig zu einer Exkursion am 7. Juni 2009 nach Lützschena. Hier wurden sie im Schloss vom Freiherrn Wolf-Dietrich Speck von Sternburg empfangen und anschließend durch den Schlosspark ge-führt. Bei der Gelegenheit berichtete er den Besuchern sehr anschaulich von der Geschichte seiner Familie und unserer Ortschaft. Den Abschluss des gelungenen Ausflugs bildete ein geselliges Beisammensein in der Auwaldstation. Allerdings wird man nun fragen, was der Grund war, weshalb die Musikfreunde hierher kamen.

 

Der vormalige Gutsherr führte „Erinnerungsbücher für den Besitzer Maximilian von Stern-burg“, in die er die Namen der Besucher seines Anwesens eintrug, seien sie nun in „Specks Hof“ in Leipzig oder Lützschena gewesen. So wird hier unter dem 29. Juni 1829 „Eduard Schumann aus Zwickau“ (1799 – 1839) eingetragen, der Bruder von Robert Schumann. Weiter wurden am 28. Juni 1837 als Gäste genannt „Robena Ann Laidlaw, Madame Laidlaw – England – Rob. Schumann“. Die Erstgenannte war eine Pianistin aus Königsberg, zu welcher Robert Schumann (08.06.1810 – 29.07.1856) eine vertrauensvolle Beziehung hatte. Kurze Zeit später, am 2. September 1837, waren Madame Stegmayer (Ehefrau des Theater-kapellmeisters Ferdinand Stegmayer) und Clara Wieck, Tochter des Leipziger Klavierpäda-gogen Friedrich Wieck. Es ist gut möglich, dass Clara (13.09.1819 – 20.05.1896) hier eine Probe ihres Könnens lieferte, galt sie doch als Wunderkind auf dem Klavier und schuf später eine Vielzahl beachtenswerter Kompositionen. Dabei war sie erheblichen Vorurteilen ausgesetzt und stand immer im Schatten ihres Ehemanns. Robert lernte sie kennen, nachdem er am 29. März 1828 an der Universität Leipzig ein Jurastudium begann und daneben Klavierunterricht bei Friedrich Wieck erhielt. Mit ihm und Ludwig Schuncke gab er 1834 die „Neue Zeitschrift für Musik“ in Leipzig heraus. Wegen einer Erkrankung seiner Hände gelang es Robert Schumann nicht, die gewünscht Laufbahn eines Pianisten einzuschlagen, so dass er sich verstärkt und schließlich äußerst erfolgreich dem Komponieren zuwandte.

 

Es ist sicher bekannt, dass Robert und Clara ineinander verliebt waren, dass sie aber erst am 12. September 1840 heiraten konnten, nachdem der heftige Widerstand des Friedrich Wieck gegen diese Verbindung gebrochen war. Beide führten Tagebücher, die mehrere Besuche in Lützschena belegen. So feierte Clara am 13.September 1833 ihren 14. Geburtstag hier. Am 13. März 1837 beging der englische Pianist William Sterndale Bennett in Lützschena seinen 21. Geburtstag, begleitet von seinem Freund Robert. Weitere Besuche Roberts bei der gast-freundlichen Familie von Sternburg folgten in den Jahren 1838 und 1839, wobei er einige Male auch mit Clara zusammentraf, beide Stunden des Glücks hier erlebten. Nach ihrer Heirat wohnten sie in dem Haus in der Inselstraße 18. Von dort gingen sie am 27. Juli 1842 mit Claras Halbbrüdern Woldemar und Eugen zu Fuß nach dem ca. 11 km entfernten Lützschena.

 

Herrn Wolf-Dietrich Speck von Sternburg möchte ich an dieser Stelle dafür danken, dass er mich auf diese Sache aufmerksam machte und auch einiges Material darüber zur Verfügung stellte. Es zeigt sehr anschaulich, dass sein Vorfahr Maximilian Speck von Sternburg (1776 – 1856) ein außergewöhnlich kunstsinniger Mensch war, der sich nicht nur als Kenner und Sammler von Gemälden und Grafiken, vor allem Zeichnungen und Lithografien, bleibende Verdienste erwarb, sondern auch der Musik sein Haus weit öffnete. Überliefert ist, dass er selbst drei Instrumente spielte, wobei jedoch nur gesichert ist, dass er Flöte spielte. Seine Blockflöte, die in einem eigenen Kästchen aufbewahrt wurde, stellte die Familie Speck von Sternburg dem Musikinstrumentenmuseum im Grassi-Museum in Leipzig zur Verfügung.

 

An die Besuche der Schumann´s in Lützschena will der Robert- und Clara-Schumann-Verein Leipzig erinnern, denn er beabsichtigt, anlässlich des 200. Geburtstages von Robert Schumann am 8. Juni 2010 auf den Spuren seiner Namensgeber erneut eine Exkursion nach Lützschena zu unternehmen. Wir Einwohner von Lützschena-Stahmeln sollten das nach Kräften unterstützen, wird doch hier eine Tradition begründet, die unsere Ortschaft über ihre Grenzen hinaus als einen Brennpunkt von Kunst und Kultur weltweit bekannt machen wird.

 

Horst Pawlitzky