Der Adonis von Zschernitz begeisterte in der Auwaldstation Lützschena

 

7000 Jahre alt und schon etwas ramponiert – trotzdem zog der Kleine mit dem tätowierten Knackpo und den eindeutigen Geschlechtsmerkmalen eines Mannes viele bewundernde Blicke auf sich. 2003 hatten Grabungsarbeiter des Landesamtes für Archäologie Dresden bei Grabungen im Rahmen des Baus einer Erdgastrasse unweit von Zschernitz den Sensationsfund gemacht. Es war ein kleiner männlicher Torso. Das Besondere darin: Es ist die älteste Darstellung eines Mannes in Mitteleuropa, die bislang gefunden wurde. Der Auen-Kurier berichtete darüber in seiner Aprilausgabe.

 

Etwas über 1000 Besucher haben innerhalb eines Monats eben diesen „Adonis von Zschernitz“ besucht. Ein Rekord in der Besucherstatistik der Auwaldstation „Phantastisch! Zwischen dem Tonmann und meinem Handy liegen 7000 Jahre Menschheitsgeschichte.“ „Schade, dass nicht die ganze Figur gefunden wurde.“ „Oh – oh – die Männlichkeit ist ja überdeutlich!“ So einige Kommentare der interessierten Besucher. Einige waren auch etwas enttäuscht. „Ich hatte mir die Figur größer vorgestellt.“

 

Neben dem Adonis hatte das Archäologische Landesamt in der Auwaldstation weiteres Hochkarätiges aus dem Raum Delitzsch präsentiert: einen Querschnitt von Funden aus der Altsteinzeit über die Jungsteinzeit und Bronzezeit bis zur slawischen Besiedlung.

 

Mit der Idee, der Ausstellung durch Funde speziell aus Lützschena eine besondere Note zu verleihen, lagen die Organisatoren goldrichtig. Das Naturkundemuseum Leipzig steuerte aus seinem Fundus bislang noch nicht Gezeigtes bei: 6000 Jahre alte Steinbeile, Bronzezeitliches und säuberlich zusammengefügte Keramik aus der Eisenzeit bis hin zu Funden, die 1976 bei Arbeiten am Schloss aus der Erde kamen. Freudiges Erstaunen kam auf, als Nachfahren eines Herrn Brückner aus Lützschena sahen, welche archäologischen Schätze der Vorfahr aus seiner Sandgrube im Jahre 1902 dem Naturkundemuseum übergeben hatte.

 

Adieu, kleiner Adonis! Du hast uns viel Freude bereitet.

Manfred Seifert