(Abschrift aus
dem Tagebuch von Pfarrer Reichel -1831 -1863
Pfarrer in
Lützschena
Monat Februar
1849 )
Da
für Februar 1859 kein Eintrag vorhanden ist, fügen wir die Abschrift vom
Februar 1849 an dieser Stelle ein:
Draußen stürmt es in der Natur,
der Winter mit Frost u. Schnee ist längst vergangen, nach kurzer herrschaft, die Eisdecke von den Flüssen unmerklich verschwunden
ohne die sonst so drängende Gefahr. Um so mehr stürmt’s
in der Menschenwelt, außerhalb u. in Europa, in Deutschland, in Sachsen, ja in
jeder Gemeinde - auch in den unsrigen. Denn gestern erschienen Emissäre des
Leipziger Vaterlands in der Quasnitzer Schenke, wie
sich zuvor ankündigen ließen, u. haben vor einer großen, in Rauch u. Dunst
gefüllten Volksversammlung Auswärtigen u. Einheimischen einige neue deutsche
Grundgesetze erläutert - einen Zweigverein gegründet u. dabei namentlich auf
Adel und Geistlichkeit wacker geschimpft. So aber wirbt jener democratische Verein im ganzen Land u. immer seltener
werden die Gemeinden, welche jenen politischen Menschenfischern entgehen! Scham
u. Schmerz erfüllt da wohl mit Recht die Herzen treuer Seelenhirten, die an
König, Vaterland u. Kirchfahrt mit wahrer Liebe hängt. Auch die gegenwärtige
Ständeversammlung mit ihren Präsidenten (Joseph u. Schaffrath) gereichten
bisher dem Sächsischen Namen nicht zur Ehre; ja so weit ging man vor kurzem, daß das GesamtMinisterium abdankte u. kaum zum Bleiben zu
bewegen war. S. d. öffent. Blätter (bs. Fama).