Mitglieder des Lützschenaer Künstlerkreises (X))
Johanna Baraniak Keramikerin

Biografie:

1940 im Riesengebirge geboren
1954 Ausbildung als Schiffsmechanikerin
bis 1964 im Schiffsbau und Flugzeugbau tätig
1964-1969 Studium der Betriebswirtschaft
1973-1990 Verwaltungsfachfrau in der Akademie der Wissenschaften in Halle/Saale.
Umzug von Leipzig nach Halle
1990-2000 Verwaltungsleiterin im Max-Planck-Institut in Halle/Saale
Seit 1985 Beschäftigung mit Keramik
Seit 2001 wieder in Lützschena
Hier neben der künstlerischen Arbeit Mitwirkung im Vorstand des
Fördervereins Auwaldstation und Schlosspark e.V., verantwortlich für die Organisation der kulturellen Veranstaltungen in der Auwaldstation

Johanna Baraniak lebt und arbeitet
Zum Auwald 5
04159 Lützschena
Tel.: 0341 468 55 18

Einige Zeit vor der Jahrtausendwende rückte die Pensionierung von Johanna Baraniak immer näher. Die vitale, geistig rege Verwaltungsleiterin im Max Planck-Institut für Mikrostrukturphysik in Halle machte sich Gedanken, wie es nach der Beendigung ihres inhaltsreichen, erfüllten Berufslebens weitergehen könnte. Für sie stand zwar fest, dass sie mit ihrem Mann nach Lützschena zurückkehren wird, wo sie nach ihrer Umsiedlung aus Schlesien im Schloss und in der Auenlandschaft ihre Kindheit und Jugend verbracht hatte. Doch damit war keineswegs alles geklärt. `Ich kann mich als Rentnerin doch nicht einfach hinsetzen. Ich muss doch merken, dass ich lebeA, sagte sie sich.

Schon immer hatte Johanna Baraniak Lust auf Geschichte, Kunst und Literatur. Auch die Entwicklung der bildenden Künste verfolgte sie aufmerksam. Die im Institut regelmäßig stattfindenden Kunstausstellungen mit Arbeiten namhafter Künstler, beispielsweise mit Malerei von Otto Möhwald und Uwe Pfeifer aus Halle, wirkten inspirierend. Sie waren maßgeblich mit Auslöser für die Verwirklichung des lange gereiften Vorsatzes von Johanna Baraniak, selbst künstlerisch zu arbeiten und die eigenen schöpferischen Fähigkeiten und das handwerkliche Geschick zu wecken und zu entfalten. Sie entflammte dabei vor allem für die Keramik. Es faszinierte sie, wie der geschmeidige Ton sich unter ihren geschickten Händen formen ließ.

Schon lange vor der Pensionierung ließ sich Johanna Baraniak von Töpfermärkten inspirieren, die sie besuchte, hospitierte in Töpfereien und unternahm in Keramikzirkeln die ersten Schritte im eigenen keramischen Schaffen, zuletzt vor allem unter der sachkundigen Anleitung ihrer Mentorin Sabine Winkler, einer Halleschen Keramikerin. Vor fast 18 Jahren schaffte sich Johanna Baraniak, damals noch in Halle wohnend, ihren ersten kleinen Brennofen an. Inzwischen steht ein viel größerer, moderner Ofen in der kleinen Töpferstube in der Lützschenaer Wohnung.

Die beachtlich talentierte Hobby-Künstlerin arbeitet nicht an der Scheibe. Serielle Gebrauchskeramik ist ihre Sache nicht. Ihre Arbeiten sollen dem Betrachter nicht einfach gefallen. Sie will in ihren Figuren das eigene Empfinden ausdrücken. Im Zentrum ihres Schaffens steht daher das Unikat. Sie begann mit kleineren Figuren, die sie frei aufbaute und wurde dann immer kühner bei ihrem Gestaltungsexperimente. Immer wieder erprobte sie neue Ausdrucksmöglichkeiten im Ton. Erfolge stellten sich ein. Bei der Formung ihrer Figuren gelangt sie oft an die Grenze von Wirklichkeit. Sie abstrahiert, verändert, erhöht in ihrer Formensprache, um den gewünschten Ausdruck zu verstärken.
Daneben entdeckte Johanna Baraniak für sich die Flechtkeramik. Der Ton wird ausgewalzt und in Streifen geschnitten. Die wiederum werden übereinander geschichtet und zum Geflecht gelegt. So werden sie dem Brennprozess übergeben. Neuerdings verbindet die Keramikerin die geflochtenen Schalen auch mit Gegenständlichem.
Eines ihrer Grundanliegen war ursprünglich, auf Glasuren zu verzichten, um die natürliche Farbe und Oberfläche des Tons mit den Arbeiten korrespondieren zu lassen. Jetzt verwendet sie gelegentlich Teilglasuren, besonders bei ihren Figuren, um deren Haltung noch stärker herausarbeiten zu können. Immer aber sind das Ergebnis originelle Stücke von ganz eigenem Reiz.

Seit dessen Gründung arbeitet Johanna Baraniak aktiv im Lützschenaer Künstlerkreis mit. An allen seinen Ausstellungen war sie mit eigenen Arbeiten beteiligt. Die Künstlerin bietet ein schönes Beispiel dafür, welches kreative Potenzial in einer Persönlichkeit schlummert, das geweckt und zur Entfaltung gebracht werden will.

Gottfried Kormann

zurück