Mitglieder des Lützschenaer Künstlerkreises (IX)

Rolf Zimmermann - Maler und Grafiker

Rolf Zimmermann

Betritt der Besucher das bescheidene, aber feine Atelier von Rolf Zimmermann in einem alten Fabrikgebäude in der Pittlerstraße, wird er überrascht von der Produktivität und Kreativität eines weltoffenen Künstlers. Auf Staffeleien und an den Wänden stehen eine Vielzahl farblich schöner neuerer Arbeiten, meist künstlerisch umgesetzte Erlebnisse und Eindrücke von Auslandsreisen. Aus einem Rekorder erklingt exotische Musik, die für den Maler und Grafiker bei seiner Arbeit einen beruhigenden und anregenden akustischer Hintergrund bildet. Doch auch ein kostbares handgeschnitztes Schachspiel fällt ins Blickfeld. Ein Holzschnitzer aus Gambia hat es aus landesüblichem Holz herausgearbeitet. Für den leidenschaftlichen Schachspieler Rolf Zimmermann brachte es ein lieber Freund als Geschenk von einer Afrikareise mit.

Rolf Zimmermann, Jahrgang 1938, kam ursprünglich aus seiner Geburtsstadt Halberstadt nach Leipzig. Nach seinem Schulbesuch erlernte er den Beruf eines Gebrauchwerbers. Von 1961-1967 studierte er an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst bei den bekannten Professoren Wolfgang Mattheuer, Hans Meyer-Foreyt und Werner Tübke. Wolfgang Mattheuer war es, der erfolgreich Rolf Zimmermanns Diplom als Gebrauchsgrafiker betreute, und der ist dem Meister, an den er sich gern erinnert, noch heute dankbar dafür. Nach dem Studium nahm der Hochschulabsolvent eine Tätigkeit als Ausstellungsgestalter und Gebrauchsgrafiker auf. Er arbeitete unter anderem für die in der DDR renommierten Institutionen DEWAG und Bibliografisches Institut sowie für das Kombinat Textima. 1969 wurde er in den damaligen Verband Bildender Künstler aufgenommen. Der inzwischen profilierte Grafiker beteiligte sich an internationalen Plenairs in Zinnowitz und im bulgarischen Plowdiw. Bereits seine erste Einzelausstellung im Jahre 1982 mit angewandten und freien Arbeiten in der Akademie der Wissenschaften der DDR erregte viel Aufmerksamkeit.

'Toscana' von Rolf Zimmermann

Nach der Wende gab es für ihn keine Aufträge mehr als Werbegrafiker. Dafür packte ihn, wie so viele Künstler, das aufgestaute Reisefieber.1994 erschloss sich Rolf Zimmermann auf Einladung eines irakischen Freundes die Schönheiten und das besondere Licht der reizvollen marokkanischen Landschaft, er besuchte Rabat und die Königsstädte und später, während eines zweiten Aufenthaltes, weilte er im Süden des wunderbaren Landes. Für den Künstler brachten diese beiden Reisen ein Schlüsselerlebnis. `Marokko war ausschlaggebend, dass ich im Alter von 54 Jahren mit dem Malen angefangen habe, sagt er. Fortan widmet er sich strukturbetonten Arbeiten ausschließlich in der selten verwendeten Aquarell- Lasurtechnik. Die Kunstwissenschaftlerin Rita Jorek schrieb dazu: `Das eigentlich Faszinierende bei Rolf Zimmermann ist das Spiel von Farben, Formen, Linien, das sich bis in jede Steinlage, in jedes Mauerdetail fortsetzt. Die Farbigkeit löst sich zuweilen vom Gegenstand ab, erhält etwas Schwebendes, Durchgeistigtes. Durch feine Nuancierung entsteht ein raffiniertes dynamisches, ein räumliches oder ein flächiges, koloristisches Bewegungsspiel, ein Spannen und Entspannen von Farbwerten Weitere Reisen führten den Künstler in die Vulkanlandschaft der türkischen Region Kappadokien. Gefördert wurde diese Exkursion vom Medienkonzern Bertelsmann. Und auch aus der Türkei kehrte Rolf Zimmermann mit einer reichen Ernte an Skizzen und Farbnotizen zurück, daraus entstanden und entstehen jetzt neue Bilder. Er besuchte außerdem Italien, Moskau und Portugal.

'Moskau' von Rolf Zimmermann

Zahlreich sind inzwischen die Personalausstellungen und die Teilnahme an Gemeinschaftsausstellungen, in denen er seine Arbeiten vorgestellt hat. Neuerdings wurde eines der Marokkobilder des Künstlers in den repräsentativen Jahreskalender der Verbundnetz AG aufgenommen, auch in Ausstellungen in München und Wolfenbüttel war Rolf Zimmermann bereits vertreten.

In seinem künstlerischen Schaffen interessiert den Maler und Grafiker weniger die menschliche Figur. Dafür umso mehr die Landschaft und Architektur, wobei er für die künstlerische Umsetzung einen ornamentalen Bildaufbau gefunden hat, bei dem er die gesamte Bildfläche nutzt. Seit 2003 hat er eine kreative Heimat im Lützschenaer Künstlerkreis gefunden. Längst gehört er zu dessen Kern. An allen bisherigen Präsentationen der Mitglieder war er beteiligt.

Gottfried Kormann


zurück | Inhalt März 2007 | Auenkurier Hauptseite

© 2007 Lützschena-Stahmeln