Geschichte von Stahmeln - Teil 3


Gewerbegebäude in der Druckereistraße

Fortsetzung:

Die Kirche spielte in der Vergangenheit neben der weltlichen Herrschaft ebenfalls eine große Rolle. Kirchenbesuch war Pflicht, Gotteslästerung wurde schwer bestraft. Simon Köhler aus Stahmeln wurde 1594, weil er bei dem Brande eines Gutes geflucht hatte, damit bestraft, dass er am Sonntag, den 24. Juni 1594, ans Halseisen vor der Kirche in Wahren angeschlagen wurde und dort solange stehen musste, wie die Frühpredigt gedauert hat.

Die Einführung der Ergebnisse der Reformation erfolgte im Jahre 1548. Aus den Kirchenbüchern kann man vieles erfahren. Was die Kirche betraf und sonstige wichtige Ereignisse haben Pfarrer in ihren Aufzeichnungen festgehalten. (Vergl. „Aus dem Tagebuch des Pfarrers Reichel zu Lützschena“.)

Stahmeln hatte infolge seiner Lage in Kriegszeiten (Dreißigjähriger Krieg, Völkerschlacht bei Leipzig) durch Plünderungen und Brände immer schwer zu leiden.

Doch kommen wir gleich wieder zu etwas Erfreulicherem.

1818 wird die Staatsstraße gebaut. Als Fernverkehrsstraße verbindet sie die Städte Cuxhaven und Breslau auf einer Länge von 860 km. Nach der Wende wurde daraus die B6, zudem entstand die neue B6 als Teilstück zwischen Schkeuditz und Pittlerstraße. Ein weiterer Streckenausbau wird erfolgen.

1839 / 40 wird die Eisenbahnstrecke Leipzig – Halle – Magdeburg gebaut.

1896 wird in Leipzig der elektrische Straßenbahnbetrieb eröffnet. Zur Erschließung des Umlandes wurde im Jahre 1900 die „Leipziger Außenbahn AG gegründet. Diese betrieb u.a. auch die Strecke nach Schkeuditz. Zunächst war aber in Lützschena Endstation: die Strecke wurde erst später bis Schkeuditz verlängert. Am ehemaligen Schkeuditzer Straßenbahnhof ist heute noch die Jahreszahl 1909 zu erkennen.

1899 beschließt der Königlich-preußische Eisenbahnfiskus, im Norden von Stahmeln und Wahren einen Rangierbahnhof anzulegen, um den Thüringer und Magdeburger Bahnhof von Leipzig zu entlasten. Er sollte der größte Güterbahnhof Europas werden und damit dem in Hamm / Westf. Den Rang ablaufen. Der 2. Weltkrieg verhinderte dieses Vorhaben, nach der Wende wurde ein Teilstück für den kombinierten Ladungsverkehr (KLV) ausgebaut.

In den ersten Jahrzehnten des 20.Jahrhunderts gab es neben der Mühle, dem Rauerschen Gut und zwei weiteren landwirtschaftlichen Anwesen an Gewerbetreibenden in Stahmeln: Eine Viehhandlung, vier Gärtnereien, eine Essig- und Senffabrik, eine Feinseifen- und Parfümeriefabrik, eine Putzwollfabrik, ein Fuhrgeschäft, drei Bäcker, zwei Fleischer, fünf Gaststätten, vier Lebensmittelhandlungen, einen Schmied, zwei Schuhmacher, eine Schneiderei, zwei Blumengeschäfte, einen Tapezierer (mit Gardinenspannerei), ein Kurzwaren- und Wollgeschäft sowie eine Wäscherei.

1933 / 34 wird die Elster zwischen Stahmeln und Lützschena reguliert. Am 25. April 1934 beginnen die Bauarbeiten am Projekt der Luppe – Regulierung. Auf einer Länge von 10 km bekommt sie ein neues Flussbett, das mit einem breiten Vorflutbett versehen wird. Zur Durchführung der Regulierungsarbeiten wird der Reichsarbeitsdienst eingesetzt. Die Nähe zur Stadt hat in den dreißiger Jahren zu einer Siedlungsgründung geführt. Diese sorgte für die Ausdehnung des Ortes nördlich der Halleschen Straße. Im zu Ende gehenden 2. Weltkrieg entstanden für Bombengeschädigte der Stadt Leipzig die sogenannten Behelfsheime Vis a Vis der Siedlungshäuser, die sich heute, durch Um- und Ausbauarbeiten, alle als schmucke Eigenheime präsentieren. In den Kriegsjahren 1944 / 45 durchlitt der Rangierbahnhof verheerende Luftangriffe. Die Güterwagen wurden geplündert. Der Bahnhof selbst und seine Umgebung glichen einer Mondlandschaft; ein Bombentrichter lag neben dem anderen. In deren Wasseransammlungen lernten viele Stahmelner Kinder nach dem Krieg das Schwimmen.

Am 18. April 1945 wurde Stahmeln durch US-amerikanische Truppen besetzt, die am 02. Juli durch die Rote Armee abgelöst wurden.

Nach Kriegsende wurde von den landwirtschaftlichen Anwesen nur noch das Rauersche Erbgut bewirtschaftet, welches durch die Ergebnisse der Bodenreform enteignet wurde.

Auch Stahmeln blieb vor dem Jahrhunderthochwasser Anfang Juli 1954 nicht verschont. Nach dem es eine Woche ununterbrochen geregnet hatte, standen die gesamte Aue, der Anger, die untere Mühlenstraße und Teile der Hauptstraße unter Wasser. Viele Keller wurden durch Grundwasser „geflutet“.

Nun kurz noch etwas zu nennenswerten Ereignissen der Nachwendezeit. Am 04. Oktober 1993 weihte die LVZ ihr neues Druckereigebäude ein. Es handelt sich hierbei um eine der modernsten Druckereien Europas. Außer der Leipziger Volkszeitung siedelten sich weitere gewerbliche bzw. dienstleistende Betriebe entlang der Druckereistraße an.

Am 01. Januar 1994 erfolgte der Zusammenschluss der Gemeinden Lützschena und Stahmeln. Am 01. Januar 1999 wurde die Eingemeindung zur Stadt Leipzig vollzogen.

Und hier bin ich am Ende unserer Zeitreise angekommen. Die Jahre, die sich daran anschließen, hat ja nun jeder auf seine eigene Art mit Beobachtungen und neuen Erkenntnissen der Ereignisse durchlebt..

Klaus Karstedt

(Der Verfasser, Klaus Karstedt, ist Rentner und befasst sich intensiv mit der Geschichte von Stahmeln. Der Beitrag entstand in eigener Verantwortung als Ergebnis seiner Recherchen. Der Autor hat sich zum Ziel gestellt, unter Mithilfe von interessierten Mitbürgern die ausführliche Chronik von Stahmeln zu schaffen. Er bittet die Leser um Hinweise und Meinungen zu seinem Artikel.)


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