Lützschena vor 150 Jahren

(Abschrift aus dem Tagebuch von Pfarrer Reichel - 1831 - 1863 Pfarrer in Lützschena Monate - Januar/Februar

1857

Januar und Februar sind schon flüchtig hingeschwunden, bei wenig sehr kalten Wintertagen und besonders schönem milden Hornung [alte Bezeichnung für Februar d.Ü.]

Das M.v.Sternburgsche Testament, reich an Legaten,namentl. für die hundert und mehr ökonom. und a. Gesellschaften des In- und Auslands, aber auch für die milden Zwecke unsers Orts, auf welchen sogar das Rittergut Lützschena als Fideicommiß [von lateinisch fidei commissum, der Treue Anvertrautes, ein durch Stiftungsakt geschaffenes unveräußerliches und unteilbares, einer bestimmten Erbfolge unterliegendes Vermögen, das üblicherweise auch nicht belastet werden durfte (JuraWiki.de) d.Ü.] übergehen soll, im Falle die Familie v. St. jemals keine Descendenten [Nachkommen in absteigender Linie d.Ü.] mehr hat - tritt allmählig in Kraft. Leider sind aus der hiesigen Gemäldegalerie (welche nur nach ihrem catalogisiertenTheile hier verbleibt, unter Aufsicht eines Kastellans - Hr. Wirtschafts- Expedient Oehme, mit einem Jahresgehalt von 200 Reichstalern) mehrere sehr geschätzte Kunstwerke (z.B. Caulbachs"Brudermord Cains", Jonathan u. David, der [] u.a. neuere) hinweggeholt worden, um in den Besitz der Meistbietenden überzugehen; manche anderen waren zu Legaten für Freunde des Verewigten bestimmt. Meine Tochter Therese erhält bei ihrer Verheiratung ein von mir bis dahin zu verwaltendes Legat von 100 Reichstalern ausgezahlt, "für welches sie alljährlich einen kleinen Blurnenkranz auf den Sarg des Entschlafenen zu legen hat."

Ein gleiches Legat istjedem der 14 kleinen Mädchen ausgesetzt, welche im J. 1856 die Kleinkinderbewahranstalt besucht haben.


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