Mahnende Worte eines Kunstmäzens
Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg sieht Image-Verlust für Leipzig
als Kultur und Kunststadt
Am 07. August wurde in der `Leipziger VolkszeitungA der Wortlaut eines Interviews veröffentlich, das der Freiherr deren Chefredakteur Bernd Hilder und Klaus Straeubert, in der Leipziger Lokalredaktion zuständig für Kommunalpolitik, gewährt hat. Mit seinen Ausführungen griff Wolf-Dietrich Speck von Sternburg in die aktuelle Diskussion über drastische Preiserhöhung in Leipziger Museen und anderen städtischen Kultureinrichtungen ein. Um 40 % erhöhte die Stadt allein die Eintrittspreise des Museums der bildenden Künste. Außerdem fordert der Freiherr einen `besseren UmgangA der Stadt mit Sponsoren ein, auch damit mehr kulturinteressierte Geldgeber für eine gute Sache gewonnen werden.
Mit dem `Drehen an der PreisschraubeA sieht der Kunstmäzen, bei aller Rücksicht auf die klammen Kassen, `Leipzig auf einem Weg, der nicht mehr zu verantworten ist.A. Wörtlich sagte er: `Kultur ist Bildung, und wir sind es den Menschen auf der Straße schuldig, ihnen den Zugang dazu zu ermöglichen. Ich darf daran erinnern, dass schon zu Zeiten meines Ururgroßvaters vor 200 Jahren unser Park in Lützschena und auch die Gemäldesammlung im Schloss immer der Öffentlichkeit unentgeltlich zugänglich waren.A Wie sehr der Freiherr Recht hat, zeigt der dramatische Besucherrückgang im Bildermuseum. Dorthin kamen von Januar bis Juni nur noch 59.551 Gäste. Ein Jahr zuvor waren es 102.386. Satte 42 Prozent weniger!
Zum Thema Sponsoren heißt es in dem Interview von Wolf-Dietrich Freiherr
Speck von Sternburg: `Ich bin ja nicht blauäugig. Ich weiß, dass budgetmäßig
nicht mehr viel zu machen ist. Es wäre deshalb klug, mehr Leipziger mit einzubeziehen,
zum Beispiel im Rahmen einer Bürgerstiftung. Die Stadt hat eine kulturelle
Verpflichtung.
Aber es gibt auch Dinge, die kosten kein Geld und bewirken dennoch viel. Nehmen
wir nur mal unseren Park in Lützschena. Dort betreibt die Stadt die Auwaldstation.
Und die wird geradezu behördenmäßig geführt B von Montag bis Freitag -. Am
Samstag und Sonntag, wenn die Familien mit ihren Kindern in den Park kommen,
ist - außer wenn der Förderverein Auwaldstation etwas auf die Beine stellt
B die Station zu. Das hat etwas mit Organisation zu tun. Meine Familie hatte
bis 1945 immer dafür gesorgt, dass der Park für Freunde der Natur geöffnet
ist.A
Angesprochen, warum er sich als Mäzen so stark für Leipzig engagiert, antwortete der Freiherr: ` Leipzig und Lützschena sind mir wieder zur Heimat geworden. Ich habe die Verpflichtung, das kulturelle Erbe meiner Familie zu bewahren. Es ist in den Händen der Stadt gut aufgehoben, Und hier nach Leipzig gehört es im Übrigen auch hin. Ich habe allerdings den Eindruck, dass wir immer mehr sachbezogener werden und die menschlichen Dinge in den Kontakten verloren gehen.
Kor.