zurück | Auenkurier Hauptseite | Inhalt dieser Ausgabe


90 Jahre Bismarckturm in Lützschena
Der Turm befindet sich in guten Händen


  "Die Einheit Deutschlands hat so viel neue Energien entwickelt, neue Interessen und Gesichtspunkte geschaffen. Ach! Die soziale Frage! Die macht allen Regierungen schaudern."

(Otto von Bismarck 1815-1898)


Am 1. April 1915, dem hundertsten Geburtstag des "Eisernen Kanzlers", Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck, erfolgte die feierliche Weihe des von patriotisch gesinnten Leipziger Bürgern gestifteten Bismarckturms, den sie vor den Toren der Messestadt, auf dem Territorium des heutigen Lützschena, errichten ließen. Sie hatten sich in dem 1913 gegründeten ersten Leipziger Bismarckturmvereins zusammengefunden.

Dass der Turm nach seiner wechselvollen Geschichte nach der Wende die ihm gebührende Bedeutung wiedererlangen konnte, dass er, die vorangegangenen ersten Bemühungen der damaligen Gemeinde fortsetzend, restauriert wurde und weiter gepflegt wird, ist dem am 10. Januar 1997 neu gegründeten und unter der Leitung von Diplom-Ingenieur Manfred Neumann stehenden rührigen und verdienstvollen heutigen Bismarckturmverein zu verdanken. Gegenwärtig 72 Mitglieder aus Lützschena, Stahmeln, Wahren und bundesweiten Regionen, widmen sich in seinen Reihen dankenswerterweise der Traditionspflege. Zwei der aktivsten von ihnen wollen wir vorstellen, stellvertretend für alle, die sich um den Bismarckturm sorgen und sich für seinen Erhalt und seine öffentliche Wirkung einsetzen.

Von Anfang an dabei Schatzmeisterin Liane Noack.

Wenn die heute 75 Jahre alte Liane Noack aus dem Wohnzimmerfenster ihres Hauses an der Halleschen Straße blickt, hat sie gen Norden am Ende der Krimlindenallee den imposanten Bismarckturm vor Augen, der ihr so viel bedeutet. Liane Noack kam nach Lützschena, als sie zwei Jahre alt war. Ihr Vater übernahm eine Tätigkeit in der Sternburg-Brauerei. Das Schloss und sein Park, die Brauerei und eben der Bismarckturm, das waren die Wahrzeichen der Ortschaft, in deren Umfeld Liane Noack heranwuchs und mit denen sie sich bis heute engstens verbunden fühlt. Unvergessen bleiben ihr die Ausflüge in den Auwald, die sie bereits als Kind mit ihren Eltern unternahm.

Als sie der damalige Bürgermeister Detlef Bäsler an der Jahreswende 1996/1997 bat, im geplanten Bismarckturmverein mitzuarbeiten, musste die langjährige Schulsekretärin nicht lange überlegen, bald saß sie bei der Gründungsversammlung des Vereins mit am Tisch. Heute ist sie seine Schatzmeisterin und immer dabei, wenn für den Turm Gutes getan wird.

Liane Noack hatte ihr ganzes bisheriges Leben lang mit dem Turm zu tun. Nachdem sie 1964 in der Westschule als Sekretärin begann, hat sie fast drei Jahrzehnte lang Klassenausflüge zum benachbarten Bismarckturm, das Turnen der Schüler an seinem Fuße und die Feste, die dort gefeiert wurden, aufmerksam beobachtet und daran Anteil genommen. Es schmerzt sie deshalb, dass sich die Stadt Leipzig in der Nachkriegszeit nicht um den Turm gekümmert hat und wenn ihm in unserer Zeit durch unverantwortlichen Vandalismus Schaden zugefügt wird. Soweit es in ihren Kräften steht, kümmert sich Liane Noack mit um den Turm, hilft sein Gelände sauber zu halten, ist bei den sonntäglichen Öffnungszeiten dabei und bewährt sich dankenswerterweise, wenn sie ihn, gleichsam als eine seiner "Botschafterinnen", weithin bekannt macht. Sie verdient Anerkennung für ihr ehrenamtliches Wirken.

Als Turmwart unermüdlich in Einsatz der Gärtner Hartmut Lattig

Auch die wachsamen Augen von Hartmut Lattig haben von seinem Haus im Arnikaweg 6 aus den Bismarckturm im Blickfeld. Der Fachmann für Gartenbau und Landschaftspflege wurde 1994 Bürger von Lützschena. Hier bezog er ein Fertigteilhaus. Heute ist er sein eigener Chef. Zuvor durchlief er einen ihm aufgezwungenen schwierigen beruflichen Werdegang. Zunächst war er Mitarbeiter in der Gärtnerei Otto Thalacker in Leipzig-Wahren, dann wurde er 1983 von der Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft "Edelpilz"übernommen, war zehn Jahre in der Firma Werner Moosdorf beschäftigt und schließlich in den Jahren 2000-2003 gar arbeitslos. Das reichte ihm dann, und er entwickelte Eigeninitiative durch die 2003 gegründete eigene Firma "Garten & Haus O.K." Hartmut Lattig stammt ursprünglich aus der Oberlausitz. Ab 1970 wurde er in Leipzig ansässig.

Sein Hobby ist die Fürsorge für den Bismarckturm, dessen Betreuung und Schutz. Fünf Jahre sind es schon her, dass er Mitglied des Vorstandes im Bismarckturmverein wurde und das verantwortungsvolle Amt eines Turmwarts übernahm. Seitdem hat er viele Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet, um den Turm und dessen Umgebung sauber und attraktiv zu halten. Ihm wird diese Tätigkeit vor allem durch jene Naturfrevler schwer gemacht, die es nicht lassen können, sich am Turm und der Natur durch die Verunreinigung des Bauwerks und dessen Umgebung zu versündigen. Das macht Hartmut Lattig wütend, und dennoch greift er immer wieder zum Werkzeug, um die Ordnung am Turm erneut herzustellen.

Und eine weitere beispielgebende Aufgabe für den Bismarckturmverein hat er sich selbst gestellt. Allmählich entwickelt sich Hartmut Lattig zu dessen Chronisten. Seit 2002 zeichnet er alle "Neuigkeiten, Informationen und Zukunftspläne" rund um den Bismarckturm auf und hält sie für die Nachwelt fest. Verzeichnet sind nach Themen und Jahren geordnet, was an den `Tagen des offenen DenkmalsA und zu den alljährlichen `SonnwendfeiernA geschah, welche sportlichen und kulturellen Veranstaltungen (von Ausstellungen über Chor- und andere Konzerte bis zum "Rock am Turm") im und am Bauwerk stattfanden, welche baulichen Leistungen für den Turm die Mitglieder des Bismarckturmvereines vollbrachten und welche Vereinsfahrten stattfanden. Darüber hinaus sammelt Hartmut Lattig alle Presseveröffentlichungen in Wort und Bild, die es zum Lützschenaer Bismarckturm gibt. Auch ihm ist für seine vielfältigen Leistungen herzlich zudanken.

Gottfried Kormann

zurück | Auenkurier Hauptseite | Seitenanfang

© 2005 Lützschena-Stahmeln