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Auen-Kurier: Frau Hottas, mit Beginn des neuen Schuljahres trat das neu gefasste Sächsische Schulgesetz in Kraft. Welche neuen Aufgaben bringt es für die von Ihnen geleitete Grundschule?
Sonja Hottas: Nicht nur das Schulgesetz wurde vom Sächsischen Landtag novelliert. Für uns ist jetzt auch eine neue Grundschulordnung verbindlich, und das Wichtigste, es treten in diesem Schuljahr neue Lehrpläne in Kraft.
Bereits im letzten Schuljahr haben wir uns intensiv mit den neuen Lehrinhalten beschäftigt. Die Kollegen waren zur Fortbildung jeweils für die Fächer, die sie an unserer Schule lehren. In der Dienstberatung traten sie dann als Multiplikatoren ihrer gewonnenen Informationen auf.
A.-K.: Was sind die wesentlichen Veränderungen in den künftigen Lehrinhalten?
S.H.: Die Schuleingangsphase gestaltet sich anders. Es gibt keine Vorbereitungsklassen mehr. Rückstellungen von Kindern gibt es nur in Ausnahmefällen. Das bedeutet für uns zu Beginn der Einschulung eine Lernstandsanalyse durchzuführen, um den Entwicklungsstand jedes einzelnen Kindes zu erfassen und es dann gezielt zu fördern. Das betrifft besondere Begabungen ebenso, wie Kinder, bei denen sich Lernschwierigkeiten bemerkbar machen. Während bestimmter Stunden unterrichten jeweils zwei Kollegen in der ersten Klasse. Dabei können klassenstufenweise Lerngruppen gebildet werden. Außerdem wollen wir erreichen, dass alle Fachkollegen in mehreren Lehrplanphasen ihren Unterricht aufeinander abstimmen und den zu vermittelnden Stoff komplex angehen.
A.-K.: Was ist darunter zu verstehen?
S.H.: Ein Beispiel soll das deutlich machen. Nehmen wir die Stoffeinheit Raum und Zeit. Der Fachlehrer für den Sachunterricht behandelt mit den Schülern Verkehrsmittel, -zeichen und -sicherheit. Im Werkunterricht wird parallel dazu eine Seifenkiste gebaut. Der Deutschlehrer behandelt für den sprachlichen Ausdruck und zum Erkennen von Rechtschreibung und Grammatik die Frage ` Ein Leben ohne Auto B kannst du dir das vorstellen? A Schließlich werden im Fach Mathematik die Maßeinheiten der Zeit behandelt. Neu ist auch, dass wir, soweit möglich, mit allen Schülern am Computer arbeiten. In Deutsch kann beispielsweise im Word-Programm die Schriftgestaltung abgehandelt werden. Es macht sich dafür positiv bemerkbar, dass bei uns in den vergangenen Jahren eine Arbeitsgemeinschaft Computer produktiv arbeitete, an der mehr als fünfzig Schülerinnen und Schüler teilnahmen und den Umgang mit dem PC üben konnten.
A.-K.: Welches Bild bietet die Schule im neuen Schuljahr?
S.H.: Unsere Grundschule hat neun Lehrer, zwei sind neu ins Kollegium gekommen. Es decken einige Fachlehrer auch aus anderen Schulen bestimmte Fächer ab. Das betrifft zum Beispiel Religion, Schwimmen und Musik. Zum ersten Mal wird in diesem Schuljahr für die Klassen 1 und 2 das Fach Ethik angeboten, wobei zwischen Religion und Ethik gewählt werden kann. Auch in diesem Schuljahr wird ab Klasse 3 Englisch-Unterricht erteilt. Im neuen Schuljahr verfügt unsere Grundschule wieder über 7 Klassen, in denen 135 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden. Davon sind 34 Schulanfänger, sie bilden die 1a und 1b. Beide haben ihren Platz in der Hauptstelle Stahmeln. Das macht sich erforderlich, da sich nur so die neue Profilierung der Schuleingangsphase effektiv gestalten lässt. Klassenleiterinnen der beiden ersten Klassen sind Frau Heyne in der 1a und Frau Schwintek in der 1b. Übrigens haben wir seit Mai 2004 eine eigene Internetadresse, bei deren Einrichtung uns dankenswerterweise der Vater eines Schülers, Herr Müller, geholfen hat. Sie lautet www.grundschulestahmeln,de .
A.-K.: Was werden die wichtigsten Aufgaben und Höhepunkte im Schuljahresablauf 2004/2005 sein?
S.H.: Neben den gewohnten Projekttagen zum Sport im September, zu den Themen Herbst, Weihnachten und Ostern, ist ein absoluter Höhepunkt Ende April 2005 unsere Gesamtschulfahrt in die Jugendherberge Buchheim nahe Bad Lausick. In einer Projektwoche steht dort der Themenkomplex ` Auf den Spuren der Natur A im Mittelpunkt, der aus der Sicht aller Lehrfächer mit den jeweils spezifischen Lehrmethoden und B mitteln behandelt wird Auf einen weiteren Höhepunkt bereiteten wir uns bereits in den letzten Wochen des vergangenen Schuljahres vor, dieses Training setzten wir seit Schulbeginn verstärkt fort. Unsere Grundschule beteiligt sich am Schülerwettbewerb der Stadtwerke Leipzig: ` Aktion 20 x 12 A . Dieser ist am Sonnabend, 11. September. Die vier besten Grundschulen der Stadt Leipzig können je 12.000 Euro Siegerprämie erkämpfen. Unsere Sportlerauswahl möchte natürlich unter den Siegern sein.
A.-K.: Gibt es auch Probleme und Sorgen, die Ihre Kollegen und Sie am Beginn dieses Schuljahres belasten?
S.H.: Durchaus. Wie ich schon ausführte, steht im Lehrplan verbindlich die Computerarbeit. Das Regionalschulamt und die Stadt Leipzig haben uns für den Ankauf neuer PCs mehrere Tausend Euro in Aussicht gestellt und in den Haushaltsplan aufgenommen. Die gegenwärtige Haushaltssperre bei der Stadt verhindert es, dass die Geräte zum Schuljahresbeginn zur Verfügung stehen. Bedauerlicherweise können wir in diesem Schuljahr durch die notwendigen Sparmaßnahmen im öffentlichen Haushalt den Schülerinnen und Schülern nur wenige Arbeitsgemeinschaften anbieten. Das ist umso bedauerlicher, als die AG immer eine ausgezeichnete Möglichkeit boten, Talente zu fördern und den Unterricht und die Freizeit der Kinder sinnvoll zu bereichern. Die Stadt hat dafür gegenwärtig kein Geld, das Regionalschulamt stellt keine Stunden mehr zur Verfügung. Erfreulich ist, dass der Rugby-Verein Stahmeln unsere AG ` Sportliche Spiele A übernehmen wird und die Kinder sich weiterhin sportlich betätigen können. Das Lehrerkollegium und die Eltern machen sich Gedanken, wie Lehrer und Schüler der Nebenstelle am Lützschenaer Windmühlenweg wirksamer beispielsweise in die Projekttage oder in die Schuljahresabschlussveranstaltung einbezogen werden können. Das Zusammenwirken der Haupt- und der Nebenstelle bedarf einer grundlegenden Verbesserung. Überlegungen dazu sind im Gange.
A-K.: Bekanntlich ist die Diskussion um die neue Rechtschreibreform, die ab 1. August 2005 als verbindlich erklärt werden soll, im so genannten ` Sommerloch A mit unerwarteter Heftigkeit wieder aufgeflammt. Die Nation ist zu diesem Thema gespalten. Was sind Ihre Erfahrungen als Leiterin einer Grundschule mit der neuen Schreibweise?
S.H.: Wir arbeiten seit mehreren Jahren an der Vermittlung der neuen Rechtschreibregeln. Diese haben unsere Schülerinnen und Schüler leicht verstanden, sie bereiten ihnen keine Schwierigkeiten. Beispielsweise kommen unsere Schüler mit der Groß- und Kleinschreibung der Anredepronomen und den Wegfall des Wechsels von ss zu ß gut zurecht. Unsere Schulbücher sind nach den neuen Rechtschreibregeln gedruckt. Es wäre aus meiner Sicht ein Frevel, alles zurückzunehmen. Für uns erforderte das, neue Bücher, neue Arbeitshefte, neue Folien und viele andere neue Arbeitsmittel anzuschaffen. Ich wüsste nicht, wie wir das finanzieren sollten. Vor allem aber für die Kinder entstünden große Schwierigkeiten, wenn sie sich umstellen müssten. Deshalb bin ich absolut dafür, an der Rechtschreibreform nicht zu rütteln. Schüler mit Rechtschreibschwäche gab es auch schon vor der Rechtschreib-Reform.
A-K.: Frau Hottas, vielen Dank für das Gespräch. Die Redaktion des Auen-Kuriers wünscht Ihnen und Ihrem Kollegium beste Erfolge in Ihrer verantwortungsvollen Arbeit im neuen Schuljahr.