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  Ortschaftsrat besteht auf Einhaltung des Eingemeindungsvertrages

Ratsvorlage wird geändert
Lützschena-Stahmelner Bibliothek bleibt erhalten


Am Ende des vergangenen Jahres gab es eine Zeit, da spielte die Leitung des Leipziger Bibliotheksamtes unter dem Druck der Finanznot im städtischen Haushalt mit dem Gedanken, auch ihre in Lützschena-Stahmeln bestehende Außenstelle zu chließen. Der Rotstift war schon angesetzt. Stadtrat und Ortschaftsrat bestehen auf Einhaltung des Eingemeindungsvertrages.

Als die Vorlage bekannt wurde protestierten nicht nur Leipzigs Ehrenbürger, der Schriftsteller Erich Loest, gegen die beabsichtigte Schließung der für die Ortschaft bedeutungsvollen kulturellen Einrichtung. Spontan kündigte er für den Jahresbeginn eine Lesung an, deren Erlös inzwischen dem Buchbestand der Bibliothek zugute kam. Dem Auen-Kurier ging auch eine Reihe Zuschriften von besorgten Lesern zu, die sich darin vehement für den Erhalt der Bücherei einsetzen.
Die Bibliothek darf gar nicht geschlossen werden, erfolgt das dennoch, würde dieser willkürliche Akt gegen die im Juli 1998 unterzeichnete "Vereinbarung zwischen der Stadt Leipzig und der Gemeinde Lützschena-Stahmeln über die Eingliederung der Gemeinde in die Stadt Leipzig" verstoßen. Im §13 lautet der Absatz 4 "Der Fortbestand der Gemeindebibliothek ... der Ortschaft Lützschena-Stahmeln wird zugesichert. Die Veränderung der Öffnungszeiten bedarf der Abstimmung mit dem Ortschaftsrat.".
Der Ortschaftsrat positionirte sich in seiner Sitzung am 08.12.03 gegen die beabsichtigte Schließung (AK berichtete). Die Ortsvorsteherin trat in der erweiterten Sitzung des Finanzausschusses am 06.12.03 für die Erhaltung der Bibliothek als kulturelle Einrichtung und für den Eingemeindungsvertrag ein.

Heftige Proteste der Leser
Hier Auszüge aus den Leserbriefen:

Frau Gerda Forkert aus Lützschena am Brunnen 7, schreibt unter anderem in ihrer mehrseitigen Stellungnahme:
" .. Im LVZ-Artikel vom 20.11.2003 wird ...ein geändertes Konzept des Rates der Stadt zu Schließung von Bibliotheken vorgestellt, wo es unter anderem heißt: _Außerdem will die Stadt Leipzig mit den Ortschaftsräten in Lützschena-Stahmeln und Wiederitzsch über die Schließung ihrer Zweigstellen verhandeln=A. Diese Ankündigung sorgt für große Aufregung und Empörung bei den Bürgern dieser Ortsteile, und auch bei mir als eifrige Leserin in unserer Bibliothek und dankbare Besucherin aller von dort ausgehenden Veranstaltungen. Es ist völlig unverständlich, wieso sich die Stadt Leipzig anmaßt zu versuchen, einen bestimmten Passus des im beiderseitigen Einvernehmen abgeschlossenen Vertrages außer Kraft zu setzen, nur um ihre Sparmaßnahmen rigoros durchzusetzen. Wieder sollen Bürger unserer Orte ein Stück ihrer Identität verlieren und ihre Lebensqualität weiter eingeschränkt werden, und dagegen erheben wir Einspruch.
... Und zur Identität gehört eben auch, Geschaffenes zu erhalten und die kulturellen Aspekte als eine wichtige Lebensqualität unserer Bürger weiter auszubauen. Und genau dieser Impuls geht von unserer Bibliothek Bunter bewährter Leitung von Frau Werther- in hohem Maße aus. Hier werden nicht einfach nur Bücher ausgeliehen, hier wird alles getan, um unsere Bürger Bim verstärktem Maße die KinderB an die Bücher und altes Kulturerbe heranzuführen, es werden CD=s und Videofilme ausgeliehen, neue Technik wurde angeschafft und vieles mehr, und vor allem, es findet immer eine fach- und sachkundige Beratung statt."

Claudia, Karin und Sabine Lucks setzen sich für den Erhalt der Bibliothek für Lützschena und Stahmeln wie folgt ein: "(Wir) möchten auf diesem Wege mit unserer Unterschrift unser Interesse am Weiterbestehen der Bibliothek als festen Bestandteil Lützschena-Stahmeln's bekunden."

Schließlich nahm auch Professor Dr. Wolfgang Weiler aus dem Freirodaer Weg in Lützschena umfassend und sachkundig zur "Streichliste für Bibliotheken"gegenüber den Mitglieder des Ortschaftsrates (die übrigens auch ganz offiziell sich einstimmig für den Erhalt der Bibliothek ausgesprochen haben) Stellung. Auch aus seiner gewichtigen Denkschrift ein Auszug:
" Die Bibliothek Lützschena ist ein kulturelles Zentrum für den Ort. Sie leiht nicht nur Bücher, Zeitschriften, Audiomedien usw. aus, was allein schon wichtig ist. Das Suchen und Anlesen in der vertrauten ortseigenen Bibliothek, die personenkundigen Beratungen, Recherchen, Beschaffungs- und Vermittlungsdienste, kann eine Fahrbibliothek bei weitem nicht ersetzen.
Darüber hinaus aber führt die Bibliothek Buchbesprechungen durch ...
Für Kinder werden Nachtlesungen veranstaltet, die als `EventsA angenommen werden und an das Lesen heranführen. Hat die Stadtverwaltung die Ergebnisse der Pisastudie schon vergessen oder meint sie, dass einige kluge Sprüche den Zustand und Trend geändert hätten?
Dass unsere Bibliothekarin, Frau Werther, immer wieder durch besonders auffällige Veranstaltungen (wie Lesungen des Herrn Wilhelm von Sternburg im Schloß) auch Stadt-Leipziger anzieht, dass sie ferner im `Auen-KurierA immer wieder zum Lesen anregt, dass sie auch in die Computerbedienung einführt u.a.m., unterstreicht die Bedeutung der Bibliothek für den Ort."

"Was du ererbt von deinen Vätern ..."

Die Geschichte und Tradition der Bibliothek in Lützschena-Stahmeln verpflichtet uns, alles zu tun, um sie zu erhalten. Ihre Gründung geht bis in die zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Oft wurde in den Jahren ihres Bestehens die öffentliche Gemeindebibliothek stiefmütterlich behandelt. Ursprünglich befand sie sich in der Gartenstadt. Von dort zog sie für kurze Zeit in die obere Etage des `Hilde-Coppi-Heimes (Bürgerhaus) ein. Ab 1950 fanden die vielen Bücher unter dem Dach des Gasthofes Lützschena ein neues, zentrales Domizil. Die Bibliothek im Gasthof verbindet sich bis zum Jahre 1987 in bewundernswerter Weise mit dem Namen des Lehrerehepaares Nebrig.
Wegen Nässeschäden musste die Bücherei 1988 in die Kolonnaden und von dort, wegen unzureichender Heizmöglichkeiten, im Dezember 1993 in die Räume des bekannten Anbaus am Elsterberg 7 umquartiert werden. Endlich dann nahm vor wenigen Jahren diese Odyssee ihr Ende durch den Einzug in lichtdurchflutete, repräsentative Räume im ehemaligen Rathaus Am Brunnen 4. Endlich hatte die Bibliothek eine Heimstatt gefunden, die ihrer Bedeutung gerecht wird und die sie verdient.
Der breit gefächerte, ständig aktualisierter Bestand unserer Bibliothek umfasst heute ca. 7.000 Medien.
Entleihungen sind zu verzeichnen: 2001 = 11.700; 2002 = 14.300 und 2003 sogar 18.400, das ist eine erfreuliche Steigerung in nur drei Jahren. Bibliotheksbesucher, inklusive Veranstaltungen gab es 2001 = 3000 und zwei Jahre später, 2003, insgesamt 3400.



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