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Lützschenaer Schulanfänger auf Abwegen?!

Eltern aus Lützschena, deren Kinder mit Beginn des Schuljahres 2003/2004 eingeschult werden, sind verunsichert und verärgert. Aus aktuellem Anlass hat sich der Ortschaftsrat entschlossen, das Problem der Kapazität der Grundschule Stahmeln in die Tagesordnung seiner nächsten Sitzung aufzunehmen.
Wie alle Betroffenen, vor allem die Eltern, hat auch der Ortschaftsrat erst durch die Veröffentlichung in der "Leipziger Volkszeitung" vom 21. März davon Kenntnis erhalten, dass die Unterbringung einer Reihe Erstklässler im kommenden Schuljahr nicht in der Schule Stahmeln erfolgen kann, weil dort der ausreichende Platz wegen zu vieler Anmeldungen für die 1. Klasse fehlt. Noch mehr aber setzt auch den Ortschaftsrat der abenteuerliche Plan des Leipziger Schulverwaltungsamtes in Erstaunen, acht Kinder aus Lützschena in der Grundschule in Schkeuditz-Papitz unterzubringen, ungeachtet der gravierenden Erschwernisse, die damit für die betroffenen Eltern und Kinder entstehen.
Uns erreichte zu diesem brisanten Thema ein Beitrag von Anke Lorenz, Elternrat am Kinderhaus "Lützschenaer Sternchen", den wir nachstehend veröffentlichen. Wir werden ihn auch dem Leiter des Schulverwaltungsamtes, entsprechend den Gepflogenheiten demokratischer Umgangsformen miteinander, zur Kenntnis übermitteln.

Die Redaktion

In Lützschena gab es zwei ordentliche Schulen mit schönem Gelände. Beide wurden auf Verlangen der Stadt geschlossen, obwohl damals schon absehbar war, dass die Kinderzahl wieder anstieg. Eine "Durststrecke" von ein paar Jahren wurde aber nicht hingenommen. Jetzt sind diese Jahre um und die Stahmelner Schule ist auf einmal zu klein.

Wie in der LVZ vom Montag (24.März) stand, soll deshalb ein Teil der Lützschenaer Kinder in Papitz eingeschult werden. Dieser Plan wurde uns in einigen Telefonaten mit diversen Ämtern bestätigt. Es sind 39 Anmeldungen. Für eine zweite Klasse ist in Stahmeln kein Platz. Also sollen acht Kinder, die westlich vom Freirodaer Weg wohnen, nach Papitz geschickt werden. Nur in der Schkeuditzer Ausgabe der LVZ (vom Freitag vorher) wurde erwähnt, dass diese Regelung auch die vier Jahre gelten soll.

Die Kinder gehen seit Jahren zusammen in den Kindergarten nach Lützschena. Sie werden auf die Stahmelner Schule vorbereitet. Seit Herbst läuft erfolgreich die Vorschule mit einer Lehrerin von Stahmeln. Nun sollen auf einmal Kinder aus diesem sozialen Umfeld gerissen werden, nur weil sie zufällig in der falschen Straße wohnen. Die Bedingungen in Stahmeln sind nicht optimal, aber die Kinder würden wenigstens zusammenbleiben. Der Hort ist in Lützschena und mit viel Engagement wird vom Kinderhaus der Schulweg von und nach Stahmeln organisiert. Für Eltern eine Beruhigung und die Gewissheit, dass die Kinder nachmittags alleine nach Hause kommen können. Der Weg nach Papitz heißt: Kinder jeden Tag selbst hinbringen und holen und zwar mit Straßenbahn oder Auto. Geschwisterkinder gehen schon in die Grundschule in Stahmeln oder in den Kindergarten in Lützschena, somit verdoppeln sich die Wege.

Für die betroffenen Kinder heißt es aber auch, dass sie von den örtlichen Aktivitäten abgeschnitten wären. An Veranstaltungen wie dem Schloßparkfest oder der 725-Jahr-Feier beteiligt sich die Grundschule. Einmal in der Woche findet die Christenlehre statt - ein Kind, das in Schkeuditz im Hort ist, kann dort auch nicht teilnehmen. Die Schulfreunde wohnen zu weit weg, um sie mal kurz zu besuchen und zu den Kindern im Ort verlieren sie den Kontakt. So würden einzelne Kinder ausgegrenzt.

Am 31. März fand im Kinderhaus ein Elternabend zu dieser Problematik statt. Dabei wurde festgestellt, dass mittlerweile über 40 Anmeldungen für die Schule in Stahmeln vorliegen. Wenn acht Kinder nach Papitz geschickt werden, sind es immer noch mehr als die gesetzliche Höchstzahl von 32 Kindern pro Klasse. Werden die Grenzen dann noch weiter Richtung Osten verschoben ? Bis zum Schulanfang kommen bestimmt noch mehr Anmeldungen dazu.

Das nächste Problem ist die jetzige 1. Klasse. Es sind 33 Schüler - einer mehr als gesetzlich zulässig. Diese Klasse müßte auch geteilt werden - kein Platz.

Die Gemeinde Lützschena-Stahmeln ist ein beliebter Wohnort und Gewerbestandort. Das Güterverkehrszentrum ist im Wachsen, neue Firmen sollen und werden sich ansiedeln. Firmen brauchen gute Mitarbeiter und sind deshalb an einem guten Umfeld interessiert. Ohne eine Schule, in die alle Kinder gehen können, ist der Ort viel weniger attraktiv. Welches Bild von Leipzig bekommen Porsche-Mitarbeiter mit Wohnort Leipzig, die Ihr Kind auf einmal nach Schkeuditz in die Schule schicken sollen? Was wird mit Kindern, die neu nach Stahmeln ziehen, wenn die Stahmelner Klassen voll sind? Unter welchen Bedingungen lernen Kinder in Klassen mit 32 Schülern?

Die Eltern aller jetzigen und künftigen Schulkinder müssen sich stark machen, um eine Lösung zu finden, die auch in den künftigen Jahren noch Bestand hat. Es kann nicht sein, das die billigste Variante zur besten ernannt wird.

Anke Lorenz Elternrat Kinderhaus "Lützschenaer Sternchen"




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