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Wir setzen die im Januarheft begonnene Veröffentlichung des Berichtes über die Gründung, die ersten beiden Jahre des Bestehens der Kleinkinderbewahranstalt Lützschena aus dem Jahre 1848 fort, der einen aufschlussreichen Einblick in das Geschehen im Ort in der damaligen Zeit gibt.

Unter günstigen Verhältnissen ist die Anstalt zu Ostern dieses Jahres wieder eröffnet worden, und hat nunmehr 18 Zöglinge aufgenommen, unter denen sich zum grossen Theile vorherige Pflegebefohlene befinden, darunter ein adoptirter Findling.

In den Vorstand der Anstalt trat bei der, am 1. Osterfeiertage den 23. April gehaltenen ersten Directorial-Conferenz auch Herr Baron Hermann von Speck-Sternburg ein, welcher nach längerem Aufenthalte im Auslande anher zurückgekehrt war, und seine herzliche Teilnahme am Gedeihen unsers jungen Instituts bereits vielfach bethätiget hat.

Die Geschäfte der Lehrerin und Pflegerin unserer Kleinen übernahm im gegenwärtigen zweiten Jahre, unter Aufsicht ihrer in einem anderen Wirkungskreise waltenden Mutter, deren Tochter, Fräulein Marie v. Schlegell, welche sich hierzu durch längeres Verweilen und praktische Übungen in der, unter der trefflichen Leitung der Fräulein Nolte stehenden Kleinkinderbewahranstalt auf der Hohenstrasse zu Leipzig vorbereitet hatte. Und wir können uns Glück wünschen auch zu dieser jugendlichen Vorsteherin, welche von Anfang an der Kleinen Herzen zu gewinnen wusste, und die leibliche und geistige Pflege ihrer, zum Theil noch nicht dreijährigen Zöglinge fortwährend mit sichtbarem Erfolge betreibt.

Man findet in der Anstalt, welche ihr Begründer ein sehr freundliches Local mit Spielplatz und Garten zugewiesen hat, einen hinreichenden Lehr- und Spiel-Apparat für die Kleinen, welche beim Eintritte am Morgen in gleichfarbige leinenen Kutten gekleidet, die Mädchen ausserdem mit Haarnetzen versehen werden; ebenso eine Sammlung von Schriften mannigfaltigen Inhalts ? sämmtlich Geschenke desselben Gebers, der in dieser Anstalt nicht nur sich selbst eine Quelle der reinsten Freuden eröffnet, sondern durch ihre Stiftung zugleich sich ein unvergängliches Verdienst erworben hat.

Was von ihm im gegenwärtigen so verhängnissvollen, die grössten Opfer erheischenden Jahre für unsere Anstalt wieder gethan wurde, ist gewiss um so höher anzuschlagen, als sich aus vorliegenden genauen Übersichten ergibt, dass vom hiesigen Rittergute seit Januar bis September a. c. an brodlosen Arbeitern aus dem Orte wie aus dessen Nachbarschaft zu Erdarbeiten, Holzrodungen, Wege-, Feld- und Wiesenbesserungen, Feldsteinausgrabungen, Hopfencultur, Anlegung neuer Pflanzungen, Haus- und Wasserbauten, Teich- und Flussschlämmungen u.s.w. abwechselnd 70 bis 217 Personen, meist Tagarbeiter, Zimmerleute und Maurer mit ihren Frauen mit einem Aufwande von 5 213 Thalern 1 Ngr. 7 Pf. beschäftigt worden sind - ein Ergebniss, dessen Veröffentlichung wir uns wohl erlauben dürfen, da wir hoffen, dadurch um so mehr unserer Kleinkinderbewahranstalt die wohlwollende Aufmerksamkeit zuzuwenden, um welche wir angelegentlichst bitten.

Kinderfreunden, welche anderwärts gleiche Anstalten errichten wollen, steht hierzu jederzeit die Einsicht in das Ganze offen; und ebenso wird allen, welche sich ähnlichen Instituten zu widmen gedenken, der Zutritt beim Unterrichte u.s.w. unserer Kleinen- nach vorgängiger Anfrage beim Vorstand gern bewilliget werden.

Möge denn unsere liebe Anstalt ferner wachsen und gedeihen! Möge sie hinfort durch des Höchsten schirmende Allmachtshand behütet bleiben vor räuberischen Angriffen böswilliger Menschen! Mögen viele von denen, welche Lützschena vornehmlich um seiner Kunstschätze oder um seiner landwirtschaftlichen Einrichtungen willen besuchen, auch jenen kleinsten Schülern unsers Orts ihre freundliche Theilnahme schenken! Möge vornehmlich die hiesige Gemeinde, in dankbarer Anerkennung des grossen Segens, den ihr diese Anstalt schafft, je mehr und mehr bei derselben sich nach Kräften betheiligen, auf dass das Werk bestehe und einst denen von uns zurückgelassen werde, die nach uns kommen und unser Gedächtniss im Segen bewahren werden!




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