Am Anfang von Schkeuditz im Ortsteil Papitz entsteht in den alten Gebäuden der
"Gasthof zur Landesgrenze" neu (Bild 1). Wahrscheinlich wird er im
nächsten Jahr zu Himmelfahrt wieder Gäste bewirten. Früher erzählte
der Wirt, daß die Grenze zwischen Sachen und Preußen mitten durch den Gasthof
verlief und somit unterschiedliche Polizeistunden ausgenutzt werden könnten.
Daraufhin begann abends im Saal das große Umziehen und
Neubestellen.
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Diese Landesgrenze existiert seit Auflösung der Länder und Gründung der
Bezirke 1952 nicht mehr, Schkeuditz kam zum Bezirk Leipzig und blieb auch
nach Neugründung der Länder bei Sachsen. Sachsen war bis 1806 Kurfürstentum
und erstreckte sich bis Wittenberg und Havelberg im Norden und bis zum Harz
im Westen, dagegen gehörte die Hallenser Gegend zu Preußen. Die Rolle
Sachsens als Verbündeter Napoleons wurde 1806 mit der Gründung des
Königreichs belohnt.
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Nach dem Sturz Napoleons entging Sachsen nur wegen des Angst Österreichs vor einem zu
starken Preußen dem Untergang, doch über die Hälfte des
Territoriums ging als Provinz Sachsen 1815 an Preußen (Wiener Kongreß).
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Nun verlief diese neue Landesgrenze nicht durch die Gaststätte sondern im
Wesentlichen auf der Flurgrenze von Hänichen und Papitz/Modelwitz (Nähe
"Grenzgraben", Grenzstraße). Die Straßenbahnhaltestelle Modelwitz hieß
auch HP-Landesgrenze. Nach einem Bogen auf der B6 um den Gasthof (am heutigen
Begrüßerle von Schkeuditz, siehe Bild 2) im Verlauf der vorderen
Waldstraße, umging die Grenze die Elsterinsel und schlängelte sich nach
Westen entlang alter Flußverläufe um Schlobachshof, und Domholzschänke,
dann schwenkte sie vor Kleinliebenau nach Süden. 2001 erfolgte noch ein
Gebietsausgleich, die Hänicher Seite der Waldstraße wurde Schkeuditz
übereignet. Ein interessanter Teil des Grenzverlaufes ist der sogenannte
Sachsenzipfel als Ausbuchtung in preußisches Gebiet im Bereich vor der
Brücke Gundorfer Linie zur Domholzschänke. Übrigens erfolgte die Zufahrt
nach Gundorf bis zur Wende über die Straße Am Brunnnen.
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Mit dem Bau der Neuen Luppe im ersten Abschnitt 1938 bis zur
Schkeuditz- Dölziger Straße wurde die Grenze zwischen den ehemaligen
Königreichen Sachsen und Preußen mehrfach durchschnitten. Im Ergebnis
sind Grenzsteine hinter den Dämmen niedergelegt (siehe Bild 3) und erst in den
90-er Jahren entfernt worden.
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Bei Spaziergängen auf dem Damm zwischen Brücke zur Domholzschänke und
obiger Straße kann man rechts im Wald am ehemaligen Luppeufer noch mehrere
Grenzsteine im Originalzustand sehen (Bild 4). K.P. für Königreich Preußen,
K.S. für Königreich Sachsen und eine laufende Nummer sind meist gut zu
erkennen.
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Nun gab es innerhalb der königlichen Grenzen noch kirchlichen Besitz.
Neben einem Pfad vom Einlaßbauwerk des neuen Zschampert Richtung
Domholzschänke sieht man rechts zwei Grenzsteine mit einem Kreuz im bogigen
Oberteil (Bild 5). Die Domholzschänke war früher kleiner und Jagdhütte des
Bischofs von Merseburg in seinem durch solche Steine gekennzeichneten Jagdgebiet.
Der Kutschweg nach Merseburg verlief damals zwischen heutigem Damm und der Straße
zur Schänke etwa auf dem Reitweg zum Parkplatz. Im Wald
ist noch eine Kastanienalle erhalten.
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Auch im Ermlitzer Wald sind eine Vielzahl Bischöflicher Grenzsteine zu
sehen. Der Jagdleidenschaft kirchlicher und weltlicher "Herren" verdanken wir heute
noch bestehende Forsten (Domholz, Pfarrholz, Herrenholz) und
Herrenhäuser (z.B. das zum Heim umgebaute in Modelwitz neben dem
Spielmuseum, Bild 6).
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Text und Bilder R. Pietag