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Ausgabe
Tipp für den
Kunstfreund
Leipzigs Kulturereignis
im Herbst
Das Literaturfestival
der Stadt mit den ChamissoTagen der
RobertBosch Stiftung vom 22. bis 27.
November 2001
Neben dem Lesefest
zur Buchmesse, “Leipzig liest”,
existiert mit dem literarischen
Herbst seit über zehn Jahren ein
weiteres bedeutendes Literaturfestival
in Leipzig. Das Besondere dieses Festivals:
Es steht alljährlich unter einem
anderen Thema.
Das diesjährige Thema
Der diesjährige Leipziger literarische Herbst steht
unter dem Thema “Eingeboren —
ausgezogen ? ”. Vom 22. bis
27. November beschäftigt er sich
an 28 Leseorten und mit über 100 in
und ausländischen namhaften Autoren
und Kulturexperten mit den verschiedenen
Aspekten des Dableibens und Weggehens,
des Ankommens und Unterwegssein,
mit Erfahrungen also, die immer mehr Menschen
in einer globalen Welt machen. Er
nimmt damit Bezug auf aktuelle kulturelle
und politische Debatten und Phänomene,
ohne sie jedoch ins Zentrum zu rücken und
damit die Eigenheiten des Ästhetischen
preis zu geben.
Entsprechend
bilden die vielfältigen Thematisierungen
des Eigenen und des Fremden
und Anderen Anhalts und Anknüpfungspunkte. Denn all jene Aspekte,
welche die postkolonialen Kulturprozesse
der letzten Jahre in den französischen
und englischen Metropolen entscheidend
mitgeprägt haben, sind nicht zuletzt
über solche Schlagworte aber
auch über Phänomene wie das der
Migrantenliteratur verstärkt ins
Bewusstsein deutscher Öffentlichkeit
geraten. Vor diesem Hintergrund wird der
Gehalt solcher Begriffe wie “Heimat”
und “kulturelle Herkunft”
untersucht.
Daneben will und
wird sich das Festival auch bewusst ein
alltägliches Profil geben, welches
grundlegende, zeittypische und weit verbreitete
Aspekte widerspiegelt. Folglich
wird es auch um das Faszinosum des schlichten
Unterwegsseins gehen, um die Spannung
zwischen den Annehmlichkeiten einer
Stammkneipe und den Widrigkeiten des Reisens,
ums Bleiben im Vertrauten, um Varianten
des Abhauens, ums Angekommensein
in der Fremde und vieles mehr.
Kooperation
mit der Robert Bosch Stiftung und
dem Deutschen Literaturfonds e.V.
Zwischen dem 25. und 27. November wird die
renommierte Stuttgarter RobertBoschStiftung,
eine der größten
unternehmensverbundenen Stiftungen Deutschlands,
ihre alljährlichen ChamissoTage
(Adelbert Chamisso, Dichter
und Naturforscher, 17811838) im Rahmen
des Leipziger literarischen Herbstes
ausrichten. Sie sehen unter anderem zahlreiche
Lesungen der ChamissoPreisträger
an Leipziger Schulen und Bibliotheken
vor. Des Weiteren wird es eine
begleitende Ausstellung und so prominent
wie kompetent besetzte Vortragspodien
geben. Die geplanten Vorträge und
Diskussionen sind auch als Beitrag zum Europäischen
Jahr der Sprachen 2001
gedacht. Die Autorinnen und Autoren, nichtdeutscher
Herkunft und Sprache, die während
der ChamissoTage auftreten
werden, haben bedeutende Beiträge
zur deutschen Literatur geliefert. Sie
veranschaulichen interkulturelle Vielfalt.
Angekommen
in Leipzig ist in diesem
Jahr auch der Deutsche Literaturfonds
e.V. aus Darmstadt, der von nun an seinen
Kranichsteiner Literaturpreis im Rahmen
des Leipziger literarischen Herbstes
verleihen wird.
Die Organisatoren des
Festivals
Der Leipziger literarische
Herbst ist eine Gemeinschaftsaktion des
Kulturamtes der Stadt mit Bibliotheken,
Vereinen, Medien, Institutionen und Verlagen.
Der
diesjährige Projektleiter
ist Thomas Wegmann. Er wurde 1962 in
Bochum geboren. Er studierte Germanistik
und Anglistik in Essen, Dublin und Berlin.
Nach seinem Studium arbeitete er zunächst
in der Werbeabteilung des Cornelsen
Verlags, bevor er von 1995 bis 2000
als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im
Fach Neuere Deutsche Literatur an der
Freien Universität Berlin tätig
war. Im letzten Jahr promovierte er mit
seiner Arbeit über die Ökonomie
des Literarischen und das Ökonomische
in der Literatur. Er ist Verfasser
zahlreicher Essays, Beiträge und
Rezensionen für SpitzenMedien
des Landes und kuratierte verschiedene Literaturfestivals
in Berlin und Prag.
Aus dem Programm
22. November, 19.30
Uhr, Leipziger Stadtbibliothek, WilhelmLeuschnerPlatz
1011
Eröffnung
des Leipziger literarischen
Herbstes und Verleihung des Leipziger Literaturstipendiums.
Die
wahren Einwohner
der Lebensläufe — Lesung
mit Hannelore Hoger und Alexander Kluge.
23.
November, 18 Uhr, Deutsches
Literaturinstitut, Wächterstraße 34
Verleihung des Kranichsteiner
Literaturpreises und des NewYorkStipendiums des Deutschen Literaturfonds
Lesungen mit Wilhelm Genazino und
Norbert Hummelt
23. November, 20
Uhr, Polnisches Institut, Markt 10
Grenzen
überwinden — Grenzen errichten
Lesung
mit den polnischen Autoren
Antoni Libera und Wojciech Kuczok
25. November, 11 Uhr, Schauspielhaus
Leipzig, Bosestraße 1
Die Zukunft
der Herkunft
Podiumsgespräch mit Pascale Hugues, Michael Schindhelm,
Jens Sparschuh und Galsan Tschiang
26. November, 20 Uhr, Alte Nikolaischule,
Nikolaikirchhof 2
“Das Wirklichgewollte”
Lesung
mit Volker
Braun
27. November, 19.30 Uhr,
Schaubühne Lindenfels
Abschlussveranstaltung
Lesebrücken,
interkulturell:
Chamissos Enkel zu Gast in Leipzig
Lesenacht
mit Preisträgern
des AdelbertChamissoPreises
Am 26. November liest
vormittags in der Bibliothek Lützschena
in deren neuen Räumen Am Brunnen
4, der 1936 in Leningrad / UdSSR geborene
Autor Vladimir Vertlib. Er stellt
seinen ausgezeichneten neuen Roman “Zwischenstationen” vor. 1971 ging
der russische Schriftsteller mit seiner
Familie in die Emigration, zuerst nach
Israel und dann in mehrere europäische Länder und in die USA, wo er
jedoch nirgends richtig Fuß fassen
konnte. Seit1981 lebt er endgültig
in Wien und ist inzwischen österreichischer
Staatsbürger. Vladimir Vertlib
ist diesjähriger ChamissoPreisträger der BoschStiftung.
Kontakte
Das genaue Programm des
Leipziger literarischen Herbstes ist im
Bürgeramt und in der Bibliothek in
Lützschena, Am Brunnen 4, erhältlich.
Informationen gibt es beim Festivalbüro
unter 0341123 42 78
oder im Internet unter
www.leipzigerliterarischerherbst.de
Verkauf
der Eintrittskarten an der jeweiligen
Abendkasse
(Zusammengestellt
aus dankenswerterweise von den Organisatoren
des Leipziger literarischen Herbstes
2001zur Verfügung gestellten Informationsmaterialien
von Gottfried Kormann)