Der Vorsitzende des Bismarckturm-Vereins Manfred Neumann

Dem Turme verschworen

Schon als Schüler interessierte sich der heutige Diplom-Ingenieur Manfred Neumann für Geschichte und Kunst. Ihn faszinierten bedeutende Frauen und Männer, die mit großen Leistungen ihre Visionen verwirklichten und damit historische Prozesse in Gang brachten. Er entwickelte auch das Verständnis und Gespür für die Leipziger Regionalgeschichte und begann, die Sehenswürdigkeiten und landschaftlichen Schönheiten der Messestadt und ihrer Umgebung zu erforschen. Historischen Bauten galt dabei seine besondere Aufmerksamkeit. Als Manfred Neumann bei diesen Geschichtsexkursionen mit dem Lützschenaer Bismarckturm bekannt wurde, begann er sich mit der Persönlichkeit des Fürsten Otto von Bismarck (1815-1898) zu beschäftigen, den er bald als weitblickenden Politiker und Europäer achten lernte und als einen Staatsmann bewunderte, der die Länder des zerstückelten Deutschland zum einheitlichen Nationalstaat zusammenfügte, wenn auch durch eine „Revolution von oben“.

Manfred Neumann kommt aus dem Leipziger Süden. Seine Frau ist in Wahren, in der Nachbarschaft Lützschenas groß geworden. Viele Jahre schon ist der Hobbyhistoriker Mitglied im Leipziger Geschichtsverein. Seit der ersten Begegnung hatte es ihm der Bismarckturm angetan. Ihm war bewusst, dass er hier gebautem Kulturerbe gegenüber stand. Der schleichende Verfall des Bauwerks zu Zeiten der DDR schmerze ihn. Als Manfred Neumann mit seiner Familie in Lützschena ansässig wurde, bekam er zum Bismarckturm, dem Wahrzeichen dieses Ortes vor den Toren Leipzigs, ein noch innigeres Verhältnis, und rührig setzte er sich dafür ein, dass der Turm weithin bekannt wurde und ihn die Stadt Leipzig, als damaliger und seit 1999 erneuter Eigentümer, für eine symbolische Mark der Gemeinde Lützschena zur Erhaltung und Nutzung in treue Hände übergab.

Als 1997 der Bismarckturmverein mit tatkräftiger Unterstützung durch die Gemeindeverwaltung gegründet wurde, zählte Manfred Neumann zu dessen ersten Mitgliedern. Seine Wahl zum Vorsitzenden des Vereins war nur folgerichtig. Inzwischen hat der Verein unter seiner Leitung eine beachtliche Entwicklung genommen. Seine heute über 60 Mitglieder sollen ihre Aktivitäten in drei Arbeitsgruppen: für Erhaltung und Pflege des Bismarckturms als Bauwerk, die Nutzung des Turmes und seiner Umgebung und das Marketing bündeln. Dabei weiß der Vorsitzende, dass er selbst nur so gut sein kann, wie sich die Vereinsmitglieder engagieren, und das tun sie ausgiebig. Nur gemeinsam lassen sich die wachsenden Aufgaben bewältigen.

Seit 1997 konnte die Popularität des Turms erhöht werden. Regelmäßig wird er nun ab 2002 in den Sommermonaten jeden Sonntag für die Öffentlichkeit geöffnet sein. Die Freifläche und die Innenräume mit ihrer prachtvollen Akustik sind in zunehmenden Maße Schauplätze musikalischer und anderer kulturell-künstlerischer Veranstaltungen. Die jährlich Ende Juni am Turm stattfindende Sonnenwendfeier ist immer ein Höhepunkt. Im Dachgeschoss des Rathauses von Lützschena entstanden attraktive Vereinsräume, die sich auch für die verschiedenen Zusammenkünfte der Vereinsmitglieder eignen. Schließlich verschaffte sich der Verein auch die erforderliche Anerkennung beim Kulturamt der Stadt, was sich auch in der jährlichen Zuweisung von Fördermitteln ausdrückt.

Manfred Neumann und sein Vereinsvorstand sorgen sich auch um den Erfahrungsaustausch und gegenseitige Besuche mit Förderer der anderen Bismarcktürme in deutschen Landen. Immerhin gibt es über 200 davon, die mit dem Blick auf den 100. Geburtstag des „Eisernen Kanzlers“ im Jahre 1915 binnen 17 Jahren von 1899 bis 1914/15 erbaut wurden.

Manfred Neumann ist eine vielseitig entwickelte Persönlichkeit. Er ist ebenso Mitglied des Fördervereins der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig und besucht regelmäßig Kunstausstellungen, wie er sich andererseits in seiner Freizeit gemeinsam mit seiner Frau beim BSV der AOK Leipzig sportlich betätigt. Rege nimmt er am Kulturleben der Stadt Anteil. Und Manfred Neumann hat ein ausgeprägtes ästhetisches Empfinden. Wenn er, vom Hellweg-Baumarkt kommend, die wunderbar angelegte Allee der Krimlinden hinauf zum Bismarckturm schreitet, da regt sich angesichts des sichtbaren Schönen in ihm ein Glücksgefühl und der Stolz auf das bisher Vollbrachte. Nicht umsonst setzte er sich dafür ein, dass die Stadt diese einzigartige Allee zum Flächendenkmal erklärte und das Grünamt und der Lützschenaer Bauhof mit ihrer Pflege beauftragt wurden.

Schon jetzt hat sich Manfred Neumann bleibende Verdienste um das kulturelle Profil Lützschenas und Stahmelns erworben.
 
Gottfried Kormann 

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