Lang ist es her, seit in Lützschena die ersten Störche gesichtet wurden. Zwischen
1875 und 1880 brüteten sie hierzulande. Der Weißstorch muss überhaupt damals in unserer
Gegend weit verbreitet gewesen sein. Warum er plötzlich wegblieb und erst nach 115
Jahren, 1995, sich Alttiere in Lützschena wieder sehen ließen, konnte bisher noch nicht
schlüssig erforscht werden.
Auf dem still gelegten Schornstein der Gärtnerei Gordelt wurde 1994 von den
Naturschützern eine künstliche Horstunterlage errichtet, und die brachte Erfolg. 1995
bezogen die ersten Alttiere das neue Heim, 1996 kamen dort bereits zwei Junge zur Welt,
1997 waren es wieder zwei. 1998 blieb das eingeflogenen Storchenpaar ohne Nachwuchs, 1999
dagegen fütterten die Alten wieder zwei Junge, allerdings wurden im Horst später zwei
tote kleine Störche gefunden. Im vergangenen Jahr gab es drei Storchengeburten, einer der
Jungstörche überlebte nicht. Und nun zeigt sich in diesem Jahr ein Rekord im Horst auf
Gordelts Esse, vier lebende Jungstörche sperren ihre Schnäbel weit auf, und die
rührigen Eltern haben viel zu tun, um sie mit dem auf den Wiesen der Weißen Elster- und
Luppe-Aue erbeuteten Futter satt zu kriegen. Diese Geburtenzahl ist eine Besonderheit; in
der Region; denn in den meisten Horste, so sagen die Fachleute, schlüpften in diesem Jahr
nur 1-2 Jungstörche.. Die feuchte Witterung ist daran schuld.
In den letzten Jahren nahmen erfreulicherweise die Storchenbestände europaweit wieder zu.
Als 1952 die Länder in der damaligen DDR aufgelöst wurden und unter anderen die Stadt
Schkeuditz und der Kreis Delitzsch zum Bezirk Leipzig kamen, brüteten im Bezirk 14
Storchenpaare, 1960 waren es schon 34. 39 Jahre später wiesen die beiden letzten
Storchenzählungen folgende Zahlen auf: 1999: Stadt Leipzig 3 Horste, Kreis Leipziger Land
12, Muldetalkreis 31 und Kreis Delitzsch/Eilenburg 24 Horste; 2000 waren es 2 Horste in
Leipzig, 12 im Kreis Leipziger Land, der Muldetalkreis meldete 31 und Delitzsch/Eilenburg
21 Horste.
Vielleicht können wir in den nächsten Jahren Auskunft über die Entwicklung der
Lützschenaer Jungstörche geben. Die vier Neuen wurden beringt. Die Erfahrungen besagen,
dass ein Teil Rückmeldungen kommen, entweder von lebenden Störchen oder von tot
aufgefundenen Tieren. Hauptursache für das Storchensterben sind Berührungen der
Jungtiere mit elektrischen Hochspannungsleitungen. Knapp die Hälfte neu geschlüpfter
Störche erreicht das Ende des 1. Lebensjahres nicht. Im vergangenen Jahr gab es im
Regierungsbezirk Leipzig 7 Totfunde, 6 davon wurden durch Stromstöße verursacht, denen
die Storchenkinder nicht gewachsen waren.
Wollen wir hoffen, dass durch die Rekultivierung der Aue und des Auwaldes die
Storchenrenaissance in Lützschena noch recht lange anhält.
(Dank an den Storchenbeauftragten des Regierungsbezirkes Leipzig, Günter Erdmann und an
den Leipziger Storchenberinger Dietmar Heyder von der Unteren Naturschutzbehörde der
Stadt für ihre wertvollen Informationen sowie an den Fotografen Gerdt Brennecke für
seine schönen Aufnahmen von den Störchen.)
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