Detlef Bäsler verläßt unser Rathaus

Elf Jahre lang war das Rathaus Lützschena sein Arbeits- und Lebensmittelpunkt. Jetzt verläßt er es. Schade.

Wenige Wochen vor den Kommunalwahlen am 06.05.1990 hatte Lützschena noch keine Kandidaten. Sollte der Ort mangels Willen zur Selbstgestaltung gleich an die Stadt fallen? Detlef Bäsler war unter denen, die das verneinten. Da war ihm noch nicht klar, daß seine Kandidatur den Abschied vom Ingenieurberuf nach sich ziehen und auf den Stuhl des Bürgermeisters führen könnte. Die Wahlbeteiligung im Ort betrug fast 80 %. Von den 19 Gemeinderäten wollten 16 D. Bäsler als Bürgermeister. Dieser Kandidatur allerdings waren unruhige Tage und Nächte vorausgegangen, Selbstzweifel, Gespräche, Ratschläge und Zusicherungen. Es ging um den Aufbau demokratischer kommunaler Selbstverwaltung für die Gemeinde - noch ohne das spätere sächsische Kommunalgesetz. Die neue Gemeindeordnung und eine Geschäftsordnung waren erst auszuarbeiten. Die Haushaltsplanung - ohne sichere Grundlagen - sollte im Zusammenwirken mit Handel und Gewerbe erfolgen. Ein auf die Interessen des Ortes orientierte konstruktive gemeinsame Arbeit der Mitglieder der verschiedenen Fraktionen war zielstrebig zu fördern - trotz zum Teil nicht unerheblicher Spannungen.

Detlef Bäsler nutzte die über Herrn v. Sternburg angebotenen Erfahrungen der neuen Patengemeinde Hurlach. Er suchte und fand interessierte Mitarbeiter für die mit ihren Aufgaben wachsende und zunehmend vielseitigere Gemeindeverwaltung. Immer besser gelang die Bündelung der Kräfte im Gemeinderat durch Vermittlung zwischen unterschiedlichen Positionen. Wobei er manches wegsteckten mußte.

Der Ort entwickelte einen der ersten Flächennutzungspläne. Der wird noch lange die Art der Flächennutzung bestimmen. Die Gewerbeansiedlungspolitik brachte den Baumarkt Hellweg, die Agip-Tankstelle u.a., aber immer orientiert an der übergreifenden Zielstellung, den Ort als Wohnstandort hoher Lebensqualität zu erhalten und zu entwickeln. Das betraf die Sicherung des Wohneigentums, die Wasser- und Abwasserversorgung, den Schutz der Aue, die Revitalisierung des Schloßparkes, Straßen und Fußwege und ihre Beleuchtung. Dazu gehörte der Erhalt des Jugendclubs, die Unterstützung des neu entstehenden Computerclubs und der vielfältigen Vereine. Der Kindergartenneubau im Freirodaer Weg war der erste im Landkreis. Die Bibliothek wurde weiter ausgestaltet, die Freiwillige Feuerwehr unterstützt, ein Bauhof aufgebaut. Neue Siedlungsgebiete wie z. B. im Auengrund wurden erschlossen und so weiter.

Der Zusammenschluß mit Stahmeln (vorerst zu einer Verwaltungsgemeinschaft) brachte wesentliche zusätzliche Aufgaben und Verantwortung. Denn auch dort waren schließlich weitgreifende Planungen und Projekte in Angriff genommen worden: Das TÜV-Gebiet, die Druckerei, Neubebauungen. Die Tücken der neuen Rechtlichkeit und die Tricks von Pseudoinvestoren waren ein auch persönliches Lernfeld von erstrangiger Bedeutung.

Detlef Bäsler hat nicht alles geschafft, was er sich als Bürgermeister und später Ortsvorsteher vorgenommen hatte. Ging es nicht in diesen Umbruchzeiten manchem ganz privat ebenso? Die Brauereischließung war von Lützschena aus nicht zu verhindern, nur eine von drei Schulen war zu erhalten, eine bessere Lösung für die neue B 6 als die Großbrücke ließ sich - trotz Engagement vieler Bürger - nicht durchsetzen. Die "von oben her" betriebene schließliche Eingemeindung war nicht aufzuhalten; die weit gediehenen Pläne für eine Niedrigenergiesiedlung, vorbereitende Investitionen für Neubaugebiete u.a. gingen dabei verloren.

Aber an der Verwirklichung des Möglichen hat Bäsler großen persönlichen Anteil. Die neue B 6 verläuft nördlich der Bahnlinie (und nicht ortsschädlich südlich), die GVZ-Entwicklung wurde gefördert und möglichst ortsschonend beeinflußt, die Verhandlungen zum Eingemeindungsvertrag erreichten - trotz aller späteren Minderungsversuche - viel im Interesse der Bürger und ihrer Ortschaft, was auch über die Schließung der zeitweiligen Verwaltungsaußenstelle hinauswirkt.

Detlef Bäsler verläßt das Rathaus der Ortschaft Lützschena-Stahmeln. Schade. Daß er die Verwaltungsaußenstelle der Stadt Leipzig in Böhlitz-Ehrenberg mit Zuständigkeit u.a. auch für Lützschena wahrscheinlich übernehmen wird, wäre immerhin begrüßenswert. Wir danken ihm für seine Arbeit in Lützschena-Stahmeln und wünschen ihm gutes Gelingen auch in der neuen Tätigkeit.

Bürgerinitiative 1990
Lützschena-Stahmeln

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