Neubau der Bundestrasse 6 liegt im Zeitplan
Ortschaftsrat und Feuerwehr waren auf der Trasse unterwegs
EUROVIA, das bauausführende Unternehmen, hatte eingeladen. Unter der fachkundigen Führung des Niederlassungsleiters der Straßenbaufirma, Diplom-Ingenieur Frank Butze, besichtigten die Ortschaftsräte und Vertreter der Ortsfeuerwehren von Lützschena und Stahmeln den Komplex der Neubaustrecke unserer B 6, von der Autobahn A 9 zwischen Großkugel und Schkeuditz bis zur Leipziger Pittlerstraße. Die Exkursion wurde für alle Teilnehmer zu einem Erlebnis.
Für das Unternehmen EUROVIA, das aus einer Fusion zwischen den Firmen Tastbau und VBU (früher Autobahnbaukombinat Weimar) entstanden ist und außerdem einen französischen Gesellschafter hat, bildet der Bau der B 6 auf einer Gesamtlänge von etwa 10 Kilometern, mit einem veranschlagten Umfang der Baukosten von 60 Millionen Mark, eines seiner größeren Projekte.
Diese umfangreiche Baumaßnahme hat ihre Besonderheiten. Den 1. Spatenstich vollzog noch, kurz vor der Bundestagswahl im Herbst 1998, der damalige Bundeskanzleramtsminister Friedrich Bohl. Das gesamte Bauvorhaben wird privat vorfinanziert. Die Rückzahlung soll in einem Zeitraum von fünfzehn Jahren erfolgen. Die Baufirma übergibt den fertigen Straßenabschnitt einer Bank, die dann die Rückzahlungsraten vom Staat erhält. Die Baukosten entfallen zu zwei Dritteln auf den Straßenbau und zu einem Drittel auf den Brückenbau. Vorerst bildet das Ende des Baus die niveaugleiche Anbindung an die Pittlerstraße. In der Leipziger Stadtverwaltung sind jedoch bereits die Planung und Vorbereitung der Realisierung einer Fortführung der Bundesstraße 6 bis zum Kreuzungsbereich S 1/ Slevogt- und Max-Liebermann-Straße im Norden der Stadt im Gange.
Für den von den Ortschaftsräten und der Feuerwehr besichtigten Bauabschnitt ist noch das örtlich zuständige und in Leipzig ansässige Straßenbauamt des Freistaates Sachsen der Bauherr. Es war vor der Eingemeindung von Lützschena und Stahmeln Träger der Straßenbaulast für Bundesstraßen in der Region und hat auch das Planverfahren für den Neubau der B 6 verantwortet und zur Genehmigung eingereicht..
Diplom-Ingenieur Butze wies auf zahlreiche Probleme hin, die bei den Bauarbeiten auftraten. In der Pittlerstraße beispielsweise muss eine Baugrube von sieben Metern Tiefe ausgehoben werden, um eine notwendige Grundwasserabsenkung vornehmen zu können. Eines der neuen Rückhaltebecken des Straßenwassers wird unterirdisch eingebaut. Es hat die Abmessungen von 20 x 5 x 3 Meter. Die Umverlegung einer Zubringerstraße erfolgt gegenwärtig über ein ehemaliges Anschlussgleis. Sie wird in die Straße „Am Börnchen“ einmünden.
Zahlreiche ehemalige Bombentrichter erschweren die Bauarbeiten. Sie wurden nach dem Kriege zuerst mit Schutt und Asche verfüllt und müssen jetzt mit großem Aufwand beräumt werden. In Schkeuditz und Lützschena überquert die Straßenführung zwei ehemalige Mülldeponien. Auch das stellt erhöhte Anforderungen an das Bauunternehmen. Mit einem speziellen Verfahren, der so genannten Immobilisierung, konnte der erforderliche Bauuntergrund für die Straße hergestellt werden. Allein im Bereich der Industriestraße in Schkeuditz mussten 15.000 Kubikmeter Deponiestoffe auf diese Weise behandelt werden.
Bei der Befahrung der Baustelle wurden den Gästen Anbindungsstellen an das örtliche Straßennetz erklärt und nähere Erläuterungen zu den Kreuzungsbauwerken gegeben. Herausragt dabei die etwa 300 Meter lange Brücke über den ehemaligen Rangierbahnhof in Stahmeln. Diese Spannbetonbrücke hat über die gesamte Länge einen Hohlkasten, in dem sich als Besonderheit die Bauteile für eine freiliegende Vorspanneinrichtung des Brückenbauwerkes befinden. Die Baukosten für das Bauwerk werden mit 11 Millionen Mark eingeschätzt.
Auch der Umweltschutz spielte bei der Besichtigung eine Rolle. Als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für die in Anspruch genommene überbaute Flächen werden 13 Hektar Land neu aufgeforstet und etwa 4 Hektar Ackerland in Wiesenflächen umgewandelt. Die Planung sieht außerdem die Anpflanzung von über 1000 Alleebäumen vor.
Dem Kraftfahrer bringt der Neubau des B 6 erhebliche Erleichterungen. Für das Brückenbauwerk wird eine zulässige Geschwindigkeit von 70 km/h vorgegeben. Auf dem gesamten übrigen Straßenbereich soll die Höchstgeschwindigkeit 110 km/h betragen. Sämtliche Ampelanlagen, soweit sie noch notwendig sind, werden untereinander koordiniert und mit dem Zentralrechner der Stadtverwaltung Leipzig verbunden.
In jeder Fahrtrichtung werden 2 Fahrbahnen angelegt. Sie sind für einen Prognoseverkehr von 22.000 Kraftfahrzeuge pro Tag aufnahmefähig.
Die Begehung und die damit verbundenen vielen anschaulichen, interessanten Informationen hinterließen bei allen Teilnehmern bleibende Eindrücke. Das um so mehr, als sich Ortschaftsräte und Feuerwehrleute davon überzeugen konnten, wie, trotz der Komplexität des Gesamtvorhabens, von der Bauleitung darauf geachtet wird, die Belästigung durch die Bauarbeiten für die Bewohner der angrenzenden Ortsteile so gering wie möglich zu halten.
Dem Niederlassungsleiter der Firma EURAVIA, Diplom-Ingenieur Frank Butze, gilt der besondere Dank für seine lehrreiche Erläuterungen.
D. Bäsler
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