Sein sachkundiger Aufsatz über die Elstermühlen in der Dezemberausgabe unseres Auenkuriers aus dem vergangenen Jahr fand bei allen heimatgeschichtlich interessierten Lesern große Aufmerksamkeit. Nicht zum ersten Male veröffentlichte dessen Autor, Reiner Pietag, in unserer Ortschaftszeitung dankenswerterweise interessante und lehrreiche Beiträge über historische Ereignisse aus unserer Region. Er vermag sie lebendig darzustellen.
Der 1937 in Leipzig geborene Diplom-Ingenieur, der an der Technischen Universität in Dresden studiert hat, ist eigentlich Forscher, Entwickler und Programmierer auf technischem Gebiet. Seit 1995 wohnt er mit seiner Frau, mit der er seit 1962 verheiratet ist, in einem schmucken Neubau in der Hohlen Gasse in Lützschena. Die vier Kinder sind längst aus dem Haus und inzwischen ihren eigenen erfolgreichen Weg gegangen.
In seiner langjährigen Berufszeit war der heutigen Computerspezialist Reiner Pietag an der Schaffung neuer Technologien zur Herstellung und Trocknung von Filmen beteiligt, errang Patente für Trocknungsverfahren und zur Regelung der Trocknung. Er leitete den Aufbau einer neuen Fabrik für Filmherstellung, bestritt den Service für Materialuntersuchungsgeräte und Entwicklungen für die Automatisierung von Gewächshäusern und ist gegenwärtig mit der Betreuung eines Datennetzes und mit kleineren Programmierarbeiten beschäftigt. Aus gesundheitlichen Gründen mußte er vor einige Jahren auf Teilzeitarbeit umsteigen.
Die erzwungene Neuordnung seiner Berufstätigkeit betrachtet der geistig anspruchsvolle und unermüdlich tätige Diplom-Ingenieur "mit zwei Seelen in seiner Brust". Auf der einen Seite macht ihm das "Kürzertreten" deutlich, dass das Älterwerden auch für ihn leider unumgänglich ist. Andererseits aber ist er froh darüber, dass ihm mehr Zeit für seine aufwendigen Hobbys gegönnt wird.
Reiner Pietag ist ein leidenschaftlicher Radfahrer und Naturfotograf und ein ebenso begeisterter Forscher und Entdecker auf den Gebieten der Heimat- und Architekturgeschichte. Doch am Anfang seiner sinnvollen Freizeitbeschäftigung stand zuerst der Eigenbau von Radios, Computern und Fototechnik. Das wuchs logisch aus den beruflichen Schwerpunkten.
Doch bald interessierten ihn andere Fachgebiete, auf denen er ebenfalls inzwischen zum Spezialisten geworden ist. Seit 1989 ist er Mitglied der Arbeitsgruppe Jugendstil im Kulturbund Leipzig, abgesehen davon, dass Reiner Pietag auch in verschiedenen Computerclubs mitarbeitet. Er gehört auch dem Sächsischen Heimatschutzverein an. Es gibt wohl kaum ein Jugendstilhaus im mittleren Europa, das Reiner Pietag nicht kennt und dokumentiert hat. In seiner bestens sortierten Bibliothek findet sich dazu viel Fachliteratur, und manches wertvolle Stück seiner Wohnungsausstattung erinnert an die großartige internationale Stilrichtung, die zwischen 1890 und 1914 mit einem begeisternden Formenreichtum die historisierenden Stile des 19. Jahrhunderts überwand und die damalige Moderne durch die Aufhebung von Grenzen zwischen den Künsten prägte.
Doch in der Architektur erschöpfen sich keineswegs Reiner Pietags Interessen. Er erschloß sich auch die Fotografie von Landschaft, Tieren, Pflanzen und architektonischen Schönheiten. Bei seinen Streifzügen durch die Lande erregten auch die Wassermühlen seine Aufmerksamkeit, die für ihn zu einem weiteren Forschungs- und Dokumentationsgebiet wurden. Damit immer noch nicht genug. Reiner Pietag verfügt seit 1978 über ein einzigartiges, wissenschaftlich aufbereitetes Archiv von Zeitungsausschnitten zur Geschichte und zu Tagesereignissen aus der Region Leipzig. Das ist ein Schatz, dessen Wert heute sehr groß ist.
Im vergangenen Jahr hat der rührige Forscher und Dokumentarist mit dem Fahrrad über 4000 Kilometer zurückgelegt. Seine Fahrtrouten führten in die nordwestliche Elsteraue bis zum zweiten Merseburger Tagebau und nach Burgliebenau. Er umrundete den Cospudener See. Er kennt die Wege in Wald und Flur der Umgebung "wie seine Westentasche". Unterwegs hielt er die Naturschätze und landschaftlichen Besonderheiten im Bilde fest. Alles, was ihm gefällt, findet Eingang in sein reichhaltiges Fotoarchiv, darunter eben auch die Mühlen. Zu allen Bilddokumenten gibt es die notwendigen Informationen, die Reiner Pietag mit Akribie zusammenträgt. Auf diese Weise entstand auch seine umfangreiche Sammlung von Bild- Schrift- und Sachzeugnissen über die alte Luppe.
Besonders gern radelt der Diplom-Ingenieur am Wasser entlang, erfreut sich dort an der spezifischen Fauna und Flora und an den Fluß- und Stromläufen. Naturgesetze, Landschaft und Kunst vereinen sich für ihn hier zu einer phantastischen Synthese. Mit Freunden und Bekannten schuf er sich dazu auch wunderbare Erlebnisse im Spreewald und an der Donau.
Reiner Pietag zeichnet aus, dass er seine Schätze nicht verschließt und seine gewonnenen Erkenntnisse nicht für sich behält. Mit seinen Publikationen läßt er auch die Öffentlichkeit daran Anteil nehmen. Auch unser Auenkurier profitiert gern davon. Wir wissen seine publizistische Tätigkeit sehr zu schätzen.
Gottfried Kormann
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