Aus der Arbeit des Forstrevierleiters

Hege und Pflege in Wald und Flur

Die Luppe in Lützschena im SommerIn Märchen und Legenden ist der Förster stets eine Lichtgestalt. Er erfüllt einen erstrebenswerten Traumberuf, darf vom Hochstand aus das Wild beobachten und mit der Flinte auf dem Rücken, den Jagdhund an der Leine, die Wälder durchstreifen und auf die Pirsch gehen. Forstinspektor Ronny Ehlert von der Staatlichen Forstverwaltung Sachsen, Revierleiter in unserer Region mit dem Sitz in Böhlitz-Ehrenberg, beurteilt seinen Beruf bei weitem nüchterner. Zwar ist er für ihn der Schönste, den er sich denken kann und er ist dankbar für die wunderbare Aufgabe, die ihm übertragen wurde, doch die Jagd ist nur ein Teilgebiet seiner vielfältigen Pflichten.

Forstinspektor Ehlerts Revier ist groß. Es erstreckt sich in westlicher Richtung bis zum Zusammenfluß der Elster und Luppe und zur Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt, östlich reicht es bis hinter die Stadt Taucha, im Norden wird es von der Flur Podelwitz und im Süden von der von Miltitz begrenzt. Hier ist er für jeglichen Wald verantwortlich, der unter das Sächsische Waldgesetz fällt, außer jenen Flächen, die Eigentum der Stadt Leipzig sind. Ronny Ehlerts Revier wird von der in Deutschland wohl einmaligen Aulandschaft entlang der Flüsse von Weißer Elster, Pleiße und Luppe geprägt. Mit einem vielfältigen Wechsel von Wald, Wiesen, Feuchtgebieten, Parkanlagen und landwirtschaftlichen Fluren beherbergt das Gebiet einen großen Artenreichtum an teilweise seltenen Tieren und Pflanzen.

Die Aufgaben des Revierleiters gliedern sich in zwei grundlegende Bereiche. Er übt im Auftrage der Forstverwaltung die staatliche Forsthoheit aus und damit die Überwachung der Einhaltung des Waldgesetzes. In dieser Eigenschaft ist er auch für den Privatwald zuständig, beispielsweise für den Schloßpark in Lützschena, Familieneigentum derer von Sternburg. Der Forstinspektor hat zu prüfen, ob die Fördermittel für Waldpflege und Erstaufforstung sachgerecht und zweckgebunden ausgegeben werden. Ohne seine Unterschrift nach erfolgter Prüfung kann die ordnungsgemäße Abrechnung nicht erfolgen. Er berät fachlich die Waldbesitzer, wenn sie das wünschen. Schließlich hat er die sich aus dem Waldgesetz ergebenden Genehmigungsverfahren zu bearbeiten.

Doch in erster Linie ist Forstinspektor Ehlert in seinem Forstbetrieb tätig, der für den Sächsischen Staatswald besteht. Hier betreibt er Waldpflege im weitesten Sinne, was die Entnahme von Bäumen einschließt, damit alle anderen gesund gedeihen können. Einen großen Raum nimmt die Baumartenumwandlung ein, damit ein weitgehend natürlicher Baumbestand entsteht. Beispielsweise wird im Auwald der Bergahorn vermindert, der gegenwärtig überproportioniert vorhanden ist. An seiner Stelle wird die Eiche gefördert, teilweise auch die Esche und die so genannten Nebenbaumarten, das sind unter anderem Linde und Hainbuche. Auch die gewachsenen Pappeln müssen vermindert werden, nachdem sie von einem Baumsterben heimgesucht wurden. Eigentlich ist die Schwarzpappel typisch für den Auwald, doch die gibt es kaum noch, die vorhandenen Pappelarten sind nicht natürliche Züchtungen. Leider ist im derzeitigen Auwald-Bestand die Rüster verschwunden. Fehlendes Wasser wirkt sich nachteilig aus, das erfordert den Versuch, nicht vorhandene Natur künstlich zu ersetzen. Selbstverständlich gehört auch die Holznutzung als Wirtschaftsfaktor zu Inspektor Ehlerts Aufgaben. Er setzt sich auch für Naturschutzmaßnahmen ein. Unter anderem sichert er in Abstimmung mit den Fachleuten des Naturschutzes, dass die Schafwiese an der Luppe und die Pfarrwiese an der Straße 186 ein- bis zwei Mal jährlich gemäht werden.

Natürlich ist Ronny Ehlert auch Jäger. Nur im Staatswald kann er nach den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen das Jagdrecht ausüben. Für alle anderen Waldflächen sind die Jagdgenossenschaften zuständig. Darunter ist die Summe aller Eigentümer von Grund und Boden, der bejagt werden kann, innerhalb einer Gemeinde oder Stadt zu verstehen. Die Genossenschaft ist für die Bejagung dieser Flächen verantwortlich. Viele Flächen werden verpachtet. Pächter sind Jäger, die einen Jagdschein besitzen, der Fachkenntnisse im Waidwerk erfordert, die durch eine Prüfung belegt werden müssen.

Um auch leidenschaftlichen Jägern, die über keine eigene Jagd verfügen, die Möglichkeit zu geben, ihrer Passion nachzugehen, werden für den Staatswald so genannte Begehungsscheine ausgestellt.

Im Revier unseres Försters gibt es viel Rehwild, einige Wildschweine sind vorhanden, einzelne Hasen und Fasane, dazu Füchse und Dachse.

Revierleiter Ehlert hat auch Sorgen. Nicht nur Reiter sind die Ursache, die sich nicht an die ausgeschilderten Reitwege halten wollen. Stellenweise haben die Pferde im Auwald gravierende Schäden angerichtet. Ärgerlich muß er auch über unangeleinte Hunde sein, die im Wald das Wild verschrecken und hetzen. Am meisten aber erregen den Forstinspektor die illegalen Müllablagerungen, auf die er immer wieder stößt.

Jeder Bürger ist aufgerufen, mit der Natur pfleglich umzugehen und das segensreiche Wirken der Forstverwaltung nach Kräften zu unterstützen.

Gottfried Kormann

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