Tips für den Kultur- und Kunstfreund

Einzigartig in Europa: Deutsches Kleingärtnermuseum in Leipzig

Nahezu 3000 Gartenfreunde aus aller Welt besuchen in jedem Jahr dieses Museum der Kleingärtnerbewegung, das von einem Förderverein getragen wird. Es besteht seit dem 23. August 1996. Bereits sein Domizil, das 1896 erbaute, architektonisch interessante, Vereinshaus des Kleingärtnervereins "Dr. Schreber" mit seinem charakteristischen Türmchen, ist ein Zeugnis der wechselvollen Geschichte einer mit vielen Idealen durchdrungenen, naturverbundenen und gesundheitsbewußten Volksbewegung.

Die Dauerausstellung "Kleingärten und Kleingärtner im 19. und 20. Jahrhundert" präsentiert sich im Museum in zehn Abschnitten. Die widerspiegeln den Weg der deutschen Kleingärtnerbewegung von der Gründung des ersten deutschen Kleingärtnervereins 1814 in Kappeln an der Schlei bis zur Konstituierung des "Reichsverbandes der Kleingartenvereine Deutschlands" 1921 in Bremen und der internationalen Kleingärtnerorganisation 1926 in Luvemburg. Anschaulich wird anhand von zum Teil einmaligen oder seltenen Exponaten der Ursprung und Hintergrund dieser Prozesse gezeigt.

Zu den Attraktionen der Ausstellung gehören unter anderem:

Das Modell einer Gartenlaube mit historischen Einrichtungsgegenständen aus der Zeit um 1900, überwiegend von Gartenfreunden dem Museum zur Verfügung gestellt; maßstabsgetreue Modelle von Gartenanlagen; historische Gerätschaften und Werkzeuge für die Gartenarbeit und den Laubenbau; die Medaille des "Reichsverbandes der Kleingartenvereine Deutschlands"; das in Luxemburg ausgefertigte Original des Gründungsprotokolls der internationalen Kleingärtnerorganisation aus dem Jahre 1926; das Protokoll des 1. Kongresses der französischen Liga der Kleingärtner mit internationaler Beteiligung und das Original der Festschrift "25 Jahre Arbeitergärten vom Deutschen Roten Kreuz", von der nur noch zwei Exemplare vorhanden sind.

Längst hat sich das Museum zu einer Stätte der Wissensvermittlung, der Geschichtsaufarbeitung, der Traditionspflege, des Erfahrungsaustausches und der Begegnung entwickelt. Für die Kleingärtner ist es Beratungszentrum, das über bestimmte Vereins- und Verbandsdaten Auskunft gibt, Zeittafeln erarbeitet, Fotos für Chroniken oder Festschriften beschafft oder auch methodische Anleitung und Begutachtung von entsprechenden Ausarbeitungen zu aktuellen Jubiläen und zur Unterstützung bei der Gestaltung von Ausstellungen gibt.

Seit Juni 2000 ist auch der Museumsgarten zugänglich. Das ist ein "echter" Kleingarten in der Anlage des Kleingärtnervereins "Dr. Schreber", des ersten und ältesten Schrebervereins der Welt. Er liegt in unmittelbarer Nähe des Museums und wurde vom Förderverein des Museums mit Unterstützung des Grünflächenamtes in zweijähriger Arbeit beispielgebend gestaltet. Der Garten hat eine Größe von 128 Quadratmetern und ist in dem Teil des Vereinsgeländes zu finden, der seine Struktur seit Errichtung der Anlage im Jahre 1876 kaum geändert hat.

Die bereits 1880 am jetzigen Standort erbaute und weitgehend original erhaltene Laube gehört zu den ältesten Gartenlauben Deutschlands. Sie mißt nur 2 x 2,20 Meter und ihre Höhe beträgt ebenfalls 2,20 Meter. Verglichen mit heutigen Modellen ist sie ein richtiges "Puppenstübchen", vor allem gedacht als Aufbewahrungsort für Gartengeräte und als Unterschlupf bei Regen.

Der Museumsgarten und seine Laube wollen einen Eindruck von der um 1900 typischen Kleingartengestaltung vermitteln. Die zeichnet sich durch klare, übersichtliche Strukturen sowie den Anbau vielfältiger Gemüse- und Obstkulturen für den Eigenbedarf der Kleingärtnerfamilie aus. Zur Freude für die Sinne dienten Rosenbogen, Rosenweg und Blumenrabatten. Dies im Museumsgarten nachzuvollziehen, ist nach dem Gestaltungsplan des Karlsruher Gartenarchitekten Killius gut gelungen. Auch ein mit historischen Spielgeräten ausgestatteter Spielplatz ist zu bewundern.

Das Museum und seine Anlagen weisen überzeugend nach, dass das Kleingartenwesen eine wichtige soziale Kraft darstellt, die vieles für die Verbesserung der Lebensqualität der Menschen geleistet hat und noch leistet, gerade angesichts der heute zunehmenden Technisierung und Hektik des Alltagsleben. Das Kleingartenwesen ist mehr als bloße Gartenarbeit, es dient der körperlichen Ertüchtigung, der Gesundheit, bedeutet Umweltgestaltung, Umwelterhaltung und Schutz der Natur, Bildung und kulturelle Tätigkeit.

Deutsches Kleingärtnermuseum in Leipzig e.V.
Leitung: Dr. Brigitte Düsterwald
Aachener Straße 7
04109 Leipzig
Tel. 0341-211 11 94
Fax 0341-261 86 97

Öffnungszeiten:

Mo-Do 10-16 Uhr, Führungen außerhalb der Öffnungszeiten (auch an den Wochenenden) telefonisch voranmelden

(Zusammengestellt aus Museumsmaterialien von Gottfried Kormann)

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